Gefängnisse: „Vergewaltigungen keine Ausnahme“

Dass Häftlinge in Österreichs Gefängnissen vergewaltigt werden, sei keine Ausnahme, sondern üblich. Das sagt der pensionierte Justizwache-Beamte Herbert Auer, der zwölf Jahre lang in der Salzburger Justizanstalt gearbeitet hat.

Jusitzministerin Beatrix Karl (ÖVP) hat - wie berichtet - die Vergewaltigung eines 14-Jährigen in einem Wiener Gefängnis kürzlich als „Einzelfall“ bezeichnet. Dazu äußert sich nun der frühere Salzburger Justizwache-Beamte Herbert Auer kritisch. In den meisten Haftzellen mit mehreren Betten gebe es so genannte Kapos, sagt der frühere Gefängniswärter. Diese sehr mächtigen Häftlinge machen sich Schwächere zu Untertanen. Das sei in österreichischen Gefängnissen nicht die Ausnahme, sondern weiterhin die Regel. Vergewaltigungen von schwächeren Männern hätten immer mit Macht und Hierarchie zu tun, sagt Auer.

„Nach Dienstschluss andere Hierarchien in Zellen“

Auer hat nach eigenen Angaben über Jahre versucht, die Probleme gegenüber Vorgesetzten anzusprechen. Ihm persönlich sei es dann unerträglich erschienen, was in Gefängnissen an Unterdrückung zwischen den Häftlingen vor sich gehe:

„Wenn so ein Kapo etwas fordert, dann wird der in der unteren Ebene verpflichtet sein, das zu erfüllen. Wenn die Beamten nach Dienstschluss heimgehen, dann herrscht im Haftraum schlagartig eine andere Hierarchie. Es geht da nicht nur um Vergewaltigung, sondern auch um Dinge wie Schuhe putzen, Teller waschen und andere Kleinigkeiten. Warum Richter und Staatsanwaltschaft da nicht einschreiten, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Gravierende Fälle wie Körperverletzung werden von den Wachebeamten natürlich schriftlich zur Meldung gebracht. Dann werden derartige Fälle meist über die Sozialhilfeabteilung - konkret über Psychologen und Psychiater - behandelt.“

„Opfer tun meist so, als sei nichts gewesen“

Der frühere Justizwache-Beamte Auer hat in zwölf Jahren mehrfach mitbekommen, dass Häftlinge vergewaltigt wurden. Bevor allerdings eingeschritten werden konnte, hätten auch die Opfer immer so getan, als sei nichts gewesen.

Diese Leute würden die absolute Macht in den Mehrbett-Zellen fürchten, berichtet Auer. Neben Macht gehe es im Gefängnis oft auch um Geld und Drogen. Wer Geld hat, der befiehlt - auch im Gefängnis, sagt Auer: „Auch das ist eine Hierarchie. Je mehr Geld jemand im Gefängnis hat, umso mehr hat er zu sagen. Und je weniger Geld jemand hat, umso mehr muss er sich gefallen lassen. Um diese Situation in den Griff zu bekommen, müsste man die Beamten mehr auf diese Situation schulen bzw. mehr Beamte dafür einstellen.“

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