Reportage: Skibergsteigen am heißesten Tag
Gerald Lehner
Es sind oft die Übergangszeiten, die vieles verzaubern, grundlegend ändern und neue Betrachtungsweisen erleichtern. Tagesanbruch, früher Morgen, dunkelgelbes Sonnenlicht am Abend.
Oder bei den Jahreszeiten: Sommerhitze in den Tälern und Stadtkesseln wie jetzt. Und weit oben noch zaghafter Frühling, kühle Brisen mit warmen Strömungen dazwischen. Der Gast in der Wildnis beobachtet spielende Gemsen beim lustigen Schneerutschen. Und immer mehr Murmeltiere pfeifen, fühlen sich beim Frühstück nach dem Winterschlaf massiv gestört, wenn es doch noch ein später Skitourengeher wagt, hier einzudringen. Es ist eine besondere Zeit in den Hohen Tauern.
Gerald Lehner
Hitze nur im Tal:
Am 20. Juni 2013 - fast genau zur Sommersonnenwende - hat sich der Salzburger Alpinist und ORF-Redakteur Gerald Lehner um 4.00 Uhr früh auf diese Skitour gemacht - bei Böckstein bzw. Bad Gastein über den Keuchengraben auf den Radhausberg /Kreuzkogel, nach einer Abfahrt ins Höhkar auf den Gamskarlspitz und das Ganze wieder retour. Die Bilder stammen von dieser Tour.
Das Klima in den Hochregionen der Alpen ist vergleichbar mit Arktis und Antarktis. Bergseen spiegeln dieses Auf und Ab besonders gut.
Seensüchte
In den Wintern sind die dick zugefrorenen Seen der einsamen Hochkare - als späte Nutznießer riesiger Gletscher der Eiszeit - immer noch meterhoch zugeschneit. Im Sommer verzaubern sie Wanderer und Bergsteiger mit dunklen, oft unerforschten Tiefen - dann völlig eis- und schneefrei und immer kühl bis in den Herbst hinein, wenn es wieder losgeht mit dem Eis.
In den Zeiten dazwischen bekommen nur wenige diese Seen zu sehen. Für Wanderer liegt so weit oben noch zu viel Schnee, und die meisten Wintersportler haben längst auf Sommer umgestellt.
Bilder-Galerie vom 20. Juni 2013
Unbelehrbare
Es sind nur noch ein paar hartnäckige und unbelehrbare Skitourengeher, die sich weigern, den Wetter-Moderatoren auf vielen Stationen beim Lobhudeln über die Hitze zuzustimmen - wenn in den Tälern längst der Sommer beginnt und oben erst zaghaft der Frühling einzieht. Es scheint, als träumten Geister türkiser Seen in diesen Wochen von der Farbenpracht der Arktis. Ihre Reste des Eises treiben hilflos im Wind, und glitzerndes Licht spielt mit Schollen. Und auch der dicke Schnee hat nur noch ein paar Wochen. Dann ist der Sommer da. Auch hier. Und nur ganz kurz.
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In zahlreichen Gemeinden Österreichs purzelten Donnerstag die Temperaturrekorde für Juni: mehr dazu in ORF.at