Rekordverluste - Burgstaller tritt zurück

Die SPÖ hat diese Landtagswahl mit einem Rekordminus beendet. Die Partei von Gabi Burgstaller erreichte nur 23,81 Prozent der Stimmen. Die ÖVP verlor mehr als sieben Prozent, wird aber klar Erster vor der SPÖ. Klare Wahlsieger sind die Grünen.

Aus dem vorhergesagten Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPÖ und ÖVP ist am Sonntag nichts geworden. Zwar auch mit geringen Verlusten, aber deutlich vor allen anderen Parteien auf Platz eins liegt mit 29,01 Prozent die ÖVP. Im Vergleich zu 2009 muss die Volkspartei ein Minus von 7,52 Prozent hinnehmen. Die Wählerstromanalyse zeigte vor allem eines am Sonntagabend, viele SPÖ-Wähler gingen nicht zur Wahl - mehr dazu in SPÖ konnte Wähler nicht mobilisieren.

Burgstaller: „Ziehe mich aus Politik zurück“

Die SPÖ schafft es nach jetzigem Hochrechnungsstand nur auf 23,81 Prozent der Stimmen - ein Rekordverlust von 15,58 Prozent und damit wohl auch das politische Ende von Gabi Burgstaller als Salzburger Landeshauptfrau. „In diesem Ausmaß habe ich den Stimmenverlust nicht erwartet. Tatsache ist aber, dass die Bevölkerung das Vertrauen in die Politik und speziell in die SPÖ verloren hat.“

Gabi Burgstaller

Gerald Lehner

Die scheidende Landeshauptfrau Salzburgs am Abend der großen Niederlage der Salzburger SPÖ im TV-Studio

Zu ihrer Zukunft sagt sie: „Wie bereits angekündigt, werde ich mich aus der Politik zurückziehen. Ich werde in den nächsten Tagen oder Wochen mit viel Arbeit aber dafür sorgen, dass ich noch einen guten Beitrag leisten kann“, so Burgstaller weiter - mehr dazu in Burgstaller geht - wer kommt?

Zahlreiche Reaktionen auf Wahlergebnis

Das Rekordminus der SPÖ und die Rücktrittsankündigungen von Noch-Landeshauptfrau Burgstaller haben Sonntagabend auch für zahlreiche politische Reaktionen gesorgt, nicht nur auf Bundesebene, sondern auch aus den anderen Bundesländern - mehr dazu in Länderreaktionen zur Salzburg-Wahl.

Letzte Hochrechnung Salzburg Landtagswahl

ORF.at

Hochrechnung, Ergebnisse und Analyse im Detail

Haslauer „will guter Landeshauptmann sein“

In einer ersten Stellungnahme kündigte ÖVP-Parteichef Wilfried Haslauer Gespräche mit allen Landtagsparteien an. „Ich werde mit allen Parteien sprechen, den Gepflogenheiten entsprechend - mit der Nummer zwei, mit der Nummer drei“, so Haslauer. Er spricht von einem klaren Auftrag der Salzburger Bevölkerung an seine Partei.

Wilfried Haslauer ÖVP

Gerald Lehner

Haslauer am Abend seines Wahlerfolges als künftiger Landeshauptmann, der allerdings - in Prozenten gerechnet - die niedrigste Zustimmung der Salzburger Wählerschaft aller Zeiten für die ÖVP bedeutet

„Wir mussten aber auch Verluste hinnehmen, mit denen wir nicht gerechnet haben. Das ist eine Art rote Karte und sollte uns zum Nachdenken geben. Mein Ziel ist, im Mai noch eine Regierung zusammenzubringen und dann für alle Salzburgerinnen und Salzburger ein guter Landeshauptmann zu sein“, verkündet Haslauer. Der VP-Chef hatte vor der Wahl betont, eine Zweierkoalition anzustreben, es seien aber alle Koalitionen möglich - mehr dazu in Haslauer: „Gespräche mit allen“.

Burgstaller gratuliert Haslauer Rössler Schnell

Barbara Gindl

Von links: Burgstaller, Haslauer, Rössler, Schnell

Grüne können Stimmen verdoppeln

Auf Platz drei schaffen es die Grünen mit 20,17 Prozent und verdoppeln somit ihren Stimmenanteil. Gegenüber dem letzten Urnengang (2009: 7,36 Prozent) bedeutet das ein Plus von rund zwölf Prozentpunkten. Spitzenkandidatin Astrid Rössler sagte in einer ersten Reaktion: „Ich bedanke mich bei allen Salzburgern, die uns heute dieses Vertrauen geschenkt haben - das doch in den letzten Monaten so erschüttert wurde. Das war ein Wahlkampf, wie es ihn so schnell nicht mehr geben wird.“ Mehr dazu in Rössler „sprachlos über den Gewinn“.

Zu ihrem Vorsitz im Untersuchungsausschuss zum Finanzskandal sagt Rössler: „Ich glaube, der Untersuchungsausschuss hat eine wichtige Rolle gespielt, aber nicht die einzige. Er hat halt gezeigt, wofür die Grünen stehen - für Transparenz. Und ich glaube, dass wir jetzt Vertrauen und Früchte ernten dürfen, die den Grünen in ganz Österreich zustehen würden.“

FPÖ landet auf Platz vier

Die FPÖ gewinnt zwar auch dazu, aber nicht so massiv wie die Grünen - die Freiheitlichen erreichen 17,04 Prozent, 2009 waren es 13 Prozent. Derzeit bekommen die Freiheitlichen damit ein zusätzliches Mandat - man habe sich aber doch etwas mehr erwartet und hoffe noch auf Stimmenzuwachs. „Wir haben ein lachendes und ein weinendes Auge. Mehr als vier Prozent Stimmenzuwachs sind natürlich sehr gut, andererseits haben uns die Grünen überholt. Wir werden aber versuchen, aus dem Ergebnis das Beste für dieses Land zu machen.“

Den Einzug deutlich geschafft hat das Team Stronach bei seinem ersten Antreten. Mit 8,34 Prozent blieb die Neo-Partei zwar unter der Zehnprozentmarke, bekommt aber drei Mandate im Salzburger Landtag. „Unser Hauptziel war Klubstatus, und das haben wir erreicht. Die neun Prozent wären noch schön gewesen, aber auch mit diesem Ergebnis müssen wir zufrieden sein“, meinte Hans Mayr.

Die Piraten bekamen 1,3 Prozent der Stimmen, die KPÖ - die nur im Wahlbezirk Salzburg Stadt am Stimmzettel zu finden war - schaffte nur 0,33 Prozent.

Peter Filzmaier zu Wahlergebnis

Wahlforscher und Politologe Peter Filzmaier sagt zum Ausgang der Landtagswahl- sie sei prinzipiell ein Armutszeugnis für Salzburgs Politik. Es habe in vielen Bereichen politisches Versagen gegeben, aber letzlich sei natürlich der Finanzskandal wahlentscheidend gewesen - mehr dazu in Filzmaier: „Armutszeugnis für Politik“.

„Der ÖVP wird sehr wohl Mitschuld gegeben, aber der SPÖ einfach noch mehr. Und vor allem am Anfang des Skandals war der Fokus auf der SPÖ und dem damaligen Finanzreferenten David Brenner, und so konnte sich die ÖVP etwas aus der Schusslinie bringen“, so Filzmaier. Am meisten hätten die Grünen von dem ganzen Skandal und vor allem vom Vorsitz im Untersuchungsausschuss profitiert.

Koalition: „Es ist eine schwierige Situation“

Zu einer möglichen Koalition zwischen Rot und Schwarz sagt Filzmaier: „Das ist kaum möglich. Das bedeutet eine Zusammenarbeit von zwei Parteien, die insgesamt in Summe mehr als 23 Prozent verloren haben. Das grenzt an Ignoranz des Wahlergebnisses. Es wäre eine Koalition der Verlierer. Doch ob sich Haslauer auf eine riskante Dreierkoalition einlassen will, ist ebenfalls fraglich. Es ist also eine schwierige Situation.“

Die SPÖ sei ins Bodenlose gestürzt, und wie es nun weitergeht, sei höchst fraglich. „Die SPÖ muss ganz neu beginnen, wenn Gabi Burgstaller tatsächlich geht. Denn der Hauptwahlgrund für alle SPÖ-Wähler war, damit Burgstaller Landeshauptfrau bleibt“, so der Politologe.

Wahlbeteiligung ebenfalls auf Rekordtief

Nicht nur SPÖ und ÖVP, auch die Wahlbeteiligung ist bei der Salzburger Landtagswahl auf den historisch schlechtesten Wert gefallen - und auch das wird auf die Enttäuschung der Wähler über den Finanzskandal zurückgeführt. Nur 70,8 Prozent aller Wahlberechtigten haben am Sonntag ihre Stimme abgegeben, 2009 waren es noch 74,4 Prozent gewesen - mehr dazu in Wahlbeteiligung niedrig wie nie.

Redakteure für salzburg.ORF.at & ORF.at im Salzburger Chiemseehof: Carina Buchner & Gerald Lehner

Große Bilder-Galerie aus dem Chiemseehof

Weitere Links: