Ausbildung gegen Hausärzte-Mangel

Immer weniger Jungärzte wollen Allgemeinmediziner werden. Einer der Gründe: Sie fühlen sich dafür zuwenig ausgebildet. Dem soll nun ein Pilotprojekt entgegenwirken, das in Salzburg gestartet wurde.

Dabei erhalten künftige Ärzte - parallel zum Turnus - eine zusätzliche Ausbildung. Zwölf zukünftige Hausärzte werden parallel zur üblichen Turnus-Ausbildung im Krankenhaus noch zusätzlich geschult, und zwar von erfahrenen Allgemeinmedizinern.

„Turnus reicht für eigene Praxis nicht mehr aus“

Valerie Stemeseder will Hausärztin werden und arbeitet dafür derzeit an den Salzburger Landeskliniken als Turnusärztin - vorwiegend in Hilfsdiensten, fallweise ergänzt durch Hi Tech. Drei Jahre dauert der Turnus, dann ist man Allgemeinmediziner, was für den Sprung in die Praxis heutzutage aber nicht mehr ausreiche, sagt Valerie Stemeseder. „Man sieht im Turnus sehr viel Klinik, macht aber nicht wirklich das, was man später als Hausarzt hauptsächlich machen muss.“

Turnusärzte in Ausbildung

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Der Turnus reicht nach Ansicht vieler Jungmediziner für eine Tätigkeit als Hausarzt nicht mehr aus

Turnusärzte arbeiten mit erfahrenen Hausärzten

Eine ausreichende Vorbereitung auf das, was auf Hausärzte zukommt, will die „Salzburger Initiatve Allgemeinmedizin“ bieten. Kernpunkt dabei ist die Lehrpraxis. Ein halbes Jahr lang arbeiten Turnusärzte Seite an Seite bei erfahrenen Allgmeinmedizinern in der Ordination mit anstatt an der Klinik.

Jungärzte in Ausbildung bei erfahrenem Hausart

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Beim Modellprojekt arbeiten Jungärzte ein halbes Jahr lang bei erfahrenen Hausärzten mit

„Kassenstellen immer öfter nicht mehr besetzbar“

Valerie Stemeseder arbeitet derzeit beim Halleiner Allgemeinmediziner Christoph Dachs. Es werden Fälle gemeinsam diagnostiziert und besprochen. Die Turnusärzte bleiben während der Zeit am Spital angestellt, erklärt der praktische Arzt und Projekt-Mitinitiator Christoph Dachs. „Im Prinzip ist die Initiative gestartet worden, weil die Situation in Salzburg jetzt ganz drängend geworden ist. Kassenstellen von Allgemeinmedizinern sind immer öfter nicht mehr besetzbar. Als häufigstes Argument dafür wird von jungen Kolleginnen und Kollegen angeführt, dass sie sich für die Allgemeinmedizin nicht ausreichend ausgebildet fühlen.“

Projekt könnte Modell für ganz Österreich sein

Als Gegenmaßnahme ist - mit vereinten Kräften aller Verantwortlichen - das Pilotprojekt entstanden. Insgesamt beteiligen sich ein Dutzend Turnusärzte an dem Projekt, das ein Modell für ganz Österreich sein könnte. Man trifft sich auch regelmäßig zu Seminaren an der PMU. Dort wurde das Konzept erstellt, die Initiative dazu kam von der Ärztekammer.

Jungärzte in Ausbildung bei erfahrenem Hausarzt

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Das Projekt könnte ein Modell für ganz Österreich sein

„Austausch der Jungen untereinander wichtig“

Gerade der Austausch der jungen Ärzte untereinander sei sehr wichtig, betont Turnusärztin Valerie Stemeseder. „Der Wissensstand ist oft sehr unterschiedlich und hängt stark davon ab, welche Abteilung jemand schon gesehen hat.“ Durch das Pilotprojekt sei ihre Motivation gestiegen, ergänzt Turnusärztin Nina Enthaler. „Die Ausbildung ist besser, man ist besser vorbereitet für das, was man später als Hausarzt dann einmal tun muss und wird so auch sicherer.“

Gesundheitsressort steuert 250.000 Euro bei

Das Projekt wird zum Großteil - konkret mit einer Viertel Million Euro - vom Gesundheitsressort der Landes finanziert.

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