Steidl entschuldigt sich bei Ex-Heimkindern

Tausende Salzburger Heimkinder haben von 1945 weg jahrelang unfassbare Zustände erlebt. Das belegt ein Historikerbericht, der jetzt unter dem Titel „Abgestempelt und ausgeliefert“ als Buch erschienen ist. Landesrat Walter Steidl (SPÖ) entschuldigt sich bei den Betroffenen.

Das Land habe bereits 200.000 Euro Entschädigung an Betroffene bezahlt, bestätigt Sozialreferent Steidl. „Es tut uns leid. Viele der damaligen Heimkinder mussten in den Heimen der Jugendwohlfahrt schreckliche Dinge erleben. Unter den Auswirkungen des Unrechts leiden viele noch heute. Ich möchte daher im Namen des Landes Salzburg mich in aller Form bei den Betroffenen entschuldigen und ihnen mein aufrichtiges Bedauern aussprechen“, so Steidl.

„Asozial, schwer erziehbar, verwahrlost“

Der Historikerbericht von Ingrid Bauer, Robert Hoffmann und Christina Kubek, der im Auftrag des Landes erstellt wurde, durchleuchtet die Sozialverwaltung des Landes von 1945 bis zum neuen Jugendwohlfahrtsgesetz von 1992. Tausende Kinder wurden in Heimen und bei Pflegefamilien untergebracht. Sie wurden an ein System ohne jegliche Kontrolle ausgeliefert, das zum Teil noch „Erziehungsmethoden“ der nationalsozialistischen Zeit praktizierte und propagierte.

Asozial, schwer erziehbar, verwahrlost - das sind die Begriffe, die sich in den 3.000 Fürsorgeakten aus dieser Zeit immer wieder finden und als Begründung für Fremdunterbringung herhalten mussten, sagt Bauer. Die Kinder kamen in Pflegefamilien oder in Heime meist in anderen Bundesländern.

„Gerichte haben alles durchgewunken“

„Es gab auf keiner Ebene eine effiziente Kontrolle. Auch die Gerichte, bei denen man ja Fürsorgeerziehung beantragen musste, waren kein kontrollierendes Gegengewicht. Die haben offenbar alles, was ihnen vorgelegt wurde, ungeschaut durchgewunken“, kritisiert Bauer.

Ihr ist auch aufgefallen, „dass zum Beispiel öfter Fürsorgeerziehung verhängt wurde - und das war die schärfste Maßnahme - als das vom Gesetz her vorgesehen war. Denn bei Fürsorgeerziehung war das Landesjugendamt für die Finanzierung zuständig. Bei anderen Maßnahmen hätten die Bezirkshauptmannschaften mitzahlen müssen.“

Die Wende in der Jugendwohlfahrt kam erst, als in den 1970er Jahren eine neue Sozialarbeitergeneration zu arbeiten begann und zunehmend Wohngemeinschaften die Heime ablösten.

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