Immer mehr sehr aggressive Kinder
ORF.at/Carina Kainz
Vernachlässigung, Gewalterfahrungen, Armut, gescheiterte Beziehungen und Ehen der Eltern oder Alleinerzieher, häufiger Wohnungswechsel, Migration, zu viel unbetreutes Internet und Fernsehen, Leistungsdruck in Schulen - all das stresse Kinder massiv, betonen Fachleute.
Kommen dann noch weitere negative Erfahrungen in Schule und Freizeit - zum Beispiel mit Mobbing über Internet und Handys - dazu, dann bringe es das Fass zum Überlaufen.
Sechsjährige rasten aus
Und immer öfter rasten schon Volksschüler völlig aus, sagt Experte Leonhard Thun-Hohenstein von der Christian-Doppler-Klinik: „Wir haben zum Teil sechs- bis neunjährige Buben, die können so aggressiv sein, dass ihnen niemand mehr Herr werden kann. Da werden auch Achtjährige mit der Polizei gebracht. Früher waren das Einzelfälle, nun haben wir dauernd solche Kinder, die sich so entwickeln.“
Viele Kinder würden nicht mehr lernen, wie sie mit Belastungen fertig werden können. Sie hätten niemanden in ihrer Umgebung, bei dem sie Schutz und Halt finden könnten, so Thun-Hohenstein.
Mehr Therapien dringend nötig
Er fordert dringend den Ausbau der Therapien für schwierige Kinder. Das Angebot auszubauen sei schon deswegen nötig, weil sich nicht oder spät behandelte Störungen verfestigen und auch in kriminelle Lebensläufe münden können, mahnt Thun-Hohenstein. Die Verhütung solcher Entwicklungen sei trotz der Kosten für die Gesellschaft wesentlich günstiger als schwere Spätfolgen.