Pereira: Nummer 1 für Mailänder Scala

Der neue Intendant der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira, ist erst seit 2012 im Amt. Nach dem Streit mit Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ), der Pereiras Budgetpolitik heftig kritisiert, rückt ein möglicher Abgang zur Scala in Mailand ins Blickfeld. Dort gilt Pereira als Favorit.

Pereira Salzburger Festspiele

Barbara Gindl

Kommt der Abgang nach Norditalien? Und wann?

Zuletzt hatte Pereira im Streit mit Bürgermeister Schaden noch gemeint, er sei nahe daran, aus Salzburg zu gehen. Dann kam noch ein öffentlicher Rüffel von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (ebenfalls SPÖ).

In Mailand scheint das Klima derzeit günstiger zu sein. Die Wahl des Nachfolgers von Stephane Lissner als Intendant der Mailänder Scala ab 2015 könnte noch vor dem Sommer erfolgen.

Offiziell muss dort Bürgermeister Giuliano Pisapia in seiner Rolle als Präsident der die Scala leitenden Stiftung den neuen Intendanten ernennen. Die Kandidatenfindung ist de facto jedoch Aufgabe des Vizepräsidenten, des einflussreichen Managers Bruno Ermolli, der bereits vor acht Jahren Lissner unter Vertrag genommen hatte.

Pereira auf Platz 1 gereiht

Laut gut informierten Kreisen hat Ermolli bereits Gespräche mit mehreren Kandidaten aufgenommen. Zu ihnen zählt auch der Salzburger Festspielintendant Alexander Pereira, der Kontakte zur Scala bestätigt hat. In einer Expertenumfrage kam Pereira klar auf Platz 1.

Wegen seines ausgesprochenen Managertalents und seiner Fähigkeit, Sponsoren anzuziehen, würden Pereira beste Chancen eingeräumt, kommentieren italienische Medien. Die öffentlichen Subventionen für die Scala sind aufgrund der staatlichen Einsparungen in den vergangenen Jahren stark gesunken. Daher sind private Förderer besonders wichtig. Das italienische Fachmagazin „Classic Voice“ veröffentlichte eine Umfrage unter 60 Experten, die sich über ihre Favoriten unter den möglichen Scala-Intendanten äußerten. Pereira lag dabei mit 48 Prozent der Stimmen deutlich voran.

Weitere hochkarätige Kandidaten

Der 65-jährige Pereira ist jedoch nicht der einzige Kandidat, dessen Lebenslauf von Ermolli genau überprüft wird. Zu den möglichen Anwärtern auf den prestigereichen Posten des Scala-Intendanten zählen laut Insidern mindestens weitere sechs Kandidaten, darunter der Generalintendant der New Yorker Metropolitan Opera, Peter Gelb, Nikolaus Bachler, der österreichische Intendant der Bayerischen Staatsoper, und der Belgier Bernard Foccroulle, der Lissner 2007 als Intendant des Festivals von Aix-en-Provence abgelöst hatte.

Ein Drittel bevorzugt Ausländer

Auch eine angesehene Truppe italienischer Theatermanager ist um Lissners Nachfolge im Rennen. Zu ihnen gehören Antonio Cognata, ehemaliger Leiter des Teatro Massimo in Palermo, sowie Sergio Escobar, Intendant der römischen Oper zwischen 1996 und 1998 und amtierender Direktor des Mailänder Theaters Piccolo. Chancen werden auch Walter Vergnano eingeräumt, dem Intendanten des Turiner Teatro Regio. Cognata kam mit 17 Prozent auf Platz zwei der „Classic Voice“-Umfrage, gefolgt von Gelb mit 12 Prozent. Doch nur 21 Prozent der Befragten würden sich einen italienischen Intendanten wünschen, während immerhin ein Drittel einen ausländischen Intendanten bevorzugen würde.

Abado will Audi

Ein weiterer Name wurde durch den Stardirigenten Claudio Abbado ins Spiel gebracht. Abbados Favorit ist der Intendant der Amsterdamer Oper, Pierre Audi. „Er ist ein Intendant mit ausgesprochenem organisatorischem Talent, er ist intelligent, gebildet und hat in Amsterdam gut gearbeitet. Audi könnte ein perfekter Nachfolger Lissners sein“, sagte Abbado in einem Interview mit der römischen Tageszeitung „La Repubblica“. Abbado war im vergangenen Oktober nach 20 Jahren wieder an die Mailänder Scala zurückgekehrt.

Bei der Suche der Kandidaten lässt sich Scala-Vizepräsident Ermolli jedoch nicht unter Druck setzen. Er wisse schon, was er tue, ließ er verlauten: „Schon einmal habe ich mit Lissner eine gute Wahl getroffen.“

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