Von Salz, Menschen und Mäusen

Salzhaltige Kost kann bei Mäusen verschiedene Krankheiten beschleunigen, bei denen das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Das hat ein Forscherteam in den USA herausgefunden, dem auch Theresa Thalhamer von der Universität Salzburg angehörte.

Maus

APA/dpa/IEMM Münster

An einer der Arbeiten der Teams in Cambridge und Boston war die Österreicherin Theresa Thalhamer maßgeblich beteiligt, die mit einem Stipendium des Wissenschaftsfonds (FWF) an der Harvard Medical School in Boston forschte und im Februar an die Universität Salzburg zurückgekehrt ist.

Erkrankungen des Immunsystems

Die Wissenschafter untersuchten, wie bestimmte Zellen des Immunsystems (sogenannte T-Helferzellen-17) entstehen. Diese helfen zwar Bazillen abzuwehren, sind aber auch bei Entzündungen und verschiedenen Autoimmunerkrankungen, wie Multipler Sklerose, Psoriasis und Rheumatoider Arthritis beteiligt. Bei der Entwicklung dieser Zellen sei ein Gen namens SGK1 wichtig.

Ist es abgeschaltet, produzieren Mäuse keine T-Helferzellen-17. Dass das Gen für das Immunsystem bedeutsam ist, wäre neu, es sei jedoch bekannt, dass es bei der Aufnahme von Salz in den Nieren und dem Darm eine Rolle spielt, schreiben die Forscher in einer gemeinsamen Aussendung der beteiligten Institute (Broad Institute’s Klarman Cell Observatory, Brigham and Women’s Hospital, Harvard University, MIT, und Yale University).

Das brachte sie darauf, die Wirkung von Salz auf das Immunsystem zu betrachten. Sie sahen, dass erhöhte Salzkonzentrationen in Mensch und Maus die Entstehung von T-Helferzellen-17 mittels SGK1 fördern. „Wenn man gesunde Mäuse mit einer salzreichen Diät füttert, werden sie nicht krank, aber sie haben mehr T-Helferzellen-17 im Darm-Immunsystem“, sagte Thalhamer im Gespräch mit der APA. Anders sehe es jedoch in einem Maus-Modell für Multiple Sklerose aus.

Ähnliche Strukturen wie bei Multipler Sklerose

Dabei wird bei Mäusen das Immunsystem künstlich gereizt, damit es die eigenen Nervenzellen angreift, wie es auch bei Multiple Sklerose-Patienten passiert, erklärte Thalhamer. Bei solchen Mäusen werde die Krankheit von einer Salz-Diät verschlimmert, wahrscheinlich, weil sie mehr T-Helferzellen-17 haben, die schließlich ins Nervensystem rekrutiert werden und die Immunreaktion verstärken, so die Wissenschafterin.

„Es wäre übereilt zu sagen: Man sollte weniger Salz essen, sonst bekommt man eine Autoimmunkrankheit“, meint Aviv Regev vom Broad Institute. Man müsse eine mögliche Verbindung von der aufgenommenen Salzmenge und solchen Krankheiten nun sorgfältig in klinischen Studien testen, etwa indem man Risikopatienten eine salzarme Diät verabreicht.

Salz, Rauchen, Viaminmangel, zu wenig Licht

In den vergangenen 50 Jahren sei die Anzahl der Autoimmunerkrankungen merklich gestiegen, daran müssen letztlich veränderte Umweltfaktoren schuld sein, schrieben die Forscher. Nun steht also die versalzene Suppe neben Rauchen, Mangel an Vitamin D und Sonnenlicht auf der Liste der mutmaßlichen Übeltäter.