Bergretter kritisieren Alko-Missbrauch

Hüttengaudi beim Wintersport und lebensgefährliche Situationen für „Alkoholleichen“ in Skigebieten: Bergretter kritisieren, dass sie für die Tourismusindustrie immer mehr zum „Taxi für Betrunkene“ werden.

Samstagmittag bei der Bergstation des Achterjet in Flachau: Der Spruch „Mir san dabei“ auf der Ötzibar wirkt. Viele wagen schon so früh den Einkehrschwung. Um diese Tageszeit ist das einsatztaktisch aber noch kein Problem.

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Spezielles Pistengerät für Erste Hilfe bei Verletzten und „Alkoholleichen“: Die Bergrettung, deren Logo das grüne Kreuz mit Edelweiß ist, darf das Flachauer Gerät mitbenutzen bei Notfällen

„Bergrettung ist kein Pistentaxi“

Erst nach 16 Uhr - wenn die Lifte geschlossen sind - und nach 18 Uhr - wenn die Pisten gesperrt sind - dann kann es oft gefährlich werden, sagt Estolf Müller, Chef der Bergrettung im Land Salzburg: „Es ist natürlich schon eine Herausforderung, wenn man täglich am Abend eine Meldung kriegt, dass wieder jemand einzusammeln ist. Das Pistentaxi für Betrunkene zu sein, das ist net unbedingt im Sinn der Bergrettung.“

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In solchen Schirmbars wird landes- bzw. bundesweit im Winter ordentlich ausgeschenkt.

Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig.

Obwohl an der Talstation des Achterjet auf die Gefahr der Pistenraupen in der Nacht und auf Pistensperren hingewiesen wird, werde das oft übersehen, sagt Rupert Kreuzer, Vizebürgermeister von Flachau und ehrenamtlicher Bergretter:

„Das mit 18 Uhr ist bei uns im Skigebiet ein Kompromiss zwischen den Bergbahnen und den Hüttenwirten, um denen die Gelegenheit zu geben, ihren Wirtschaftsbereich durchzuführen.“

„Erwachsene oft stark angesoffen“

Lukas Perner engagiert sich als Ehrenamtler ebenfalls in Flachau für die Bergrettung: „Großteils sind es Erwachsene, die sich mit Alkohol so ansaufen, dass sie sich nicht mehr spüren. Und wir haben auch Leute aus dem Schnee geborgen, die nur noch knapp über 30 Grad Körpertemperatur gehabt haben. Und das ist eine klare Indikation für den Notarzt. Wir haben sie geborgen und abtransportiert, dann dem Roten Kreuz übergeben. Das hat sie sofort ins Krankenhaus gebracht.“

Oft fehlt Hausverstand

Skifahrer und Snowboarder gehen auch immer häufiger an ihre Grenzen - auch menschlich. Hausverstand und Naturbezug fehlen häufig dort, wo die Hüttengaudi beim Apres Ski überschritten wird.

Dazu kommen noch Fehler bei der Bergung von Alkoholleichen, wenn Laien ans Werk gehen, kritisiert Estolf Müller, Landesleiter der Bergrettung in Salzburg: „Wenn stark unterkühlte Menschen nicht fachgerecht geborgen und möglicherweise aus der Kälte in eine Hütte geschleppt werden oder selbst dabei wieder aufstehen, dann kann sich das kalte Blut mit dem warmen im Körper rasch vermischen. Es könnte zum so genannten Bergungstod kommen. Das ist nicht gerade ein gutes Ende für einen schönen Abend.“

Flachau bietet spezielle Pistenraupe

Bergretter schätzen es im Skigebiet Flachau, dass sie von der Liftgesellschaft mit einer speziell für solche Einsätze ausgerüsteten Pistenraupe unterstützt werden. Defibrillator und Akja-Transport sind damit an Einsatzorten garantiert. Die Flachauer Bergbahnen haben das Problem erkannt, sind derzeit aber noch die einzigen im Land.

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