„Österreichische Pfirsiche“ aus Ägypten

Der Lebensmittelriese Spar ist vom Landesgericht Salzburg verurteilt worden, weil er ägyptische Pfirsiche als „erntefrisch aus Österreich“ und Paprika aus Spanien als „ein Produkt aus Österreich“ angeboten hatte.

Spar hatte im April 2011 in einem Werbeprospekt Pfirsiche mit einem rot-weiß-roten Banner und der Aufschrift „Saisonstart: Erntefrisch aus Österreich!“ beworben. In nahezu unlesbarer Schrift von etwa einem Millimeter Größe stand aber: „aus Ägypten Klasse 1“. Im November 2011 wurden in einem burgenländischen Spar-Markt grüne Paprika mit dem Slogan „Ein Produkt aus Österreich“ angeboten. Auf der Packung war dann „Herkunft Spanien“ zu lesen. Auch diese Herkunftsbezeichnung war wegen der geringen Schriftgröße leicht zu übersehen.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) klagte in diesen beiden Fällen Spar auf Unterlassung der irreführenden Werbung mit Herkunftsangaben.

Mit „verständigem Verbraucher“ argumentiert

Im Prozess argumentierte der Handelsriese dann damit, dass einem „verständigen Verbraucher“ klar sein müsse, dass es im April keine einheimischen Pfirsiche geben könne. Das rot-weiß-rote Banner sei nur durch einen Fehler bei der Drucklegung stehengeblieben.

Doch diese Argumentation half vor Gericht nichts: Gerade der hervorspringende Slogan „Erntefrisch aus Österreich“ sollte die Kunden zu einem raschen Kaufabschluss verleiten, ohne sich über die Richtigkeit der plakativen Ankündigung Gedanken zu machen, heißt es im Urteil. Das Herkunftsland der Früchte bilde ein „maßgebliches Argument für die Kaufentscheidung“. Spar muss deshalb die irreführende Werbung mit Herkunftsbezeichnungen in Bezug auf Pfirsiche und Paprika unterlassen.

Das Begehren des VKI, das Spar derartige Werbemethoden bei Obst und Gemüse generell unterlassen solle, wies das Gericht als „überzogen“ zurück.

Urteil noch nicht rechtskräftig

„Es handelt sich um ein Produkt in einem regionalen Flugblatt in Niederösterreich, bei dem unserer Werbeabteilung ein Fehler passiert ist“, sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann gegenüber der APA. „Da kann man uns nicht als Riesen-Betrüger hinstellen.“ Und die falsche Kennzeichnung von Paprika betreffe einen von 1.500 Spar-Läden. Dort seien die österreichischen Paprika ausgegangen und spanische Paprika nachgefüllt worden. „Das frische Werbeschild war bereits gedruckt, aber noch nicht angebracht. Und genau in dieser kurzen Zeit wurde es fotografiert.“

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Ob die Lebensmittelkette berufen wird, konnte die Sprecherin noch nicht sagen. Das Urteil sei eben erst eingelangt und müsse von den Juristen noch geprüft werden.