Handkes Salzburger Zeit im Fokus

Den 70. Geburtstag des Schriftstellers Peter Handke feiert die Universität Salzburg mit mehreren Verstaltungen. Im Literaturarchiv gibt es eine Ausstellung, daneben noch ein internationales Symposium. Die vielfältigen Bezüge Handkes zu Salzburg sind ein Thema.

Zu sehen sind in der Ausstellung „An den Rändern und im Zentrum“ auch - zum Teil sehr kritische - Leserbriefe an Zeitungen, die Peter Handke in seiner Salzburger Zeit geschrieben hat. Eine ganze Vitrine ist Handkes jüngster Festspielproduktion „Immer noch Sturm“ gewidmet.

Lesung von Peter Handke in Wien

BUNDESHEER / DRAGAN TATIC

Handke Anfang Oktober 2012 bei einer Lesung in Wien

„Enge Beziehung zu Salzburg“

Die Salzburger Jahre seien für Handke eine prägende Zeit gewesen, sagt Ausstellungsgestalter Manfred Mittermayer: „Die Ausstellung ist eine Hommage an einen der wichtigsten Schriftsteller unserer Zeit. Er hat zehn Jahre in Salzburg gelebt und hier wichtige Texte verfasst. Seine enge Beziehung zu dieser Stadt hat sich literarisch auch nachher noch fortgepflanzt.“

6. Dezember eigentlicher Geburtstag

Eröffnet wird die Handke-Ausstellung am Mittwochabend im Literaturarchiv Salzburg. Zu sehen ist sie bis zum 6. Dezember. An diesem Tag feiert Handke dann seinen Siebziger.

An der Universität Salzburg werden sich Literatur- und Gesellschaftswissenschaftler mehrerer Länder auch bei einem Symposium mit Peter Handke beschäftigen. Bis Samstag stehen unter dem Titel „Wer sagt denn, dass die Welt schon entdeckt ist“ in der Edmundsburg, dem Literaturarchiv, der Universitätsbibliothek oder im Uni-Park Vorträge auf dem Programm.

Hans Höller als Organisator

Der kürzlich emeritierte Germanist und Organisator des Symposiums, Hans Höller, sagte im Gespräch mit der APA: „Ziel dieses Symposiums ist, das Werk Peter Handkes in seiner Vielfalt überschaubarer zu machen. Man muss dieses Werk nicht neu ordnen, aber es kursiert eine Reihe falscher und einseitiger Bilder über diesen Autor, die des Kommentars und der Korrektur bedürfen.“

Handkes Serbien-Bilder kritisch hinterfragt

Norbert Christian Wolf wird über „Die beginnende Schizophrenie eines Tormanns?“ referieren, während Anja Pompe aus Berlin den Kontext zwischen Handkes Kindergeschichten und seinem Gesamtwerk beleuchten will. Mit dem wohl umstrittensten und meist diskutierten Bild Handkes in der Öffentlichkeit - die Aussagen des Autor zur Politik Serbiens im Balkankrieg - wird sich Boris Previsic von der Universität Basel beschäftigen. Previsic hat sich zum Thema „Das Bild Serbiens in der europäischen Medienöffentlichkeit“ habilitiert.

„Wut in Zivilisation umgewandelt“

Insgesamt sind 26 literarische, politisch und psychologisch-analytische, sogar geologische und theologische Beitrage geplant. „Besonders interessiert uns außerdem Handkes Sicht zum Thema Arbeit und Soziologie sowie Entfremdung und speziell das Thema Amoklauf“, erläutert Höller: „Ich glaube, es gibt niemanden, der die Notwendigkeit einer neuen Sicht auf die Welt deutlicher formuliert als Peter Handke. Keiner hat Wut in Zivilisation und Aggression in Kunst derart glaubwürdig umgewandelt.“

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