Kaum Hilfe für Kinder psychisch Kranker
An der Universitätsklinik in Salzburg fiel den Ärzten vor einigen Jahren auf, wie viele Kinder mit ihren Eltern in die Klinik kamen, um Hilfe für die Eltern zu suchen. Über ein halbes Jahr hinweg teilten sie daher an alle Patienten, deren Partner und die Kinder Fragebögen aus, um deren Situation zu erforschen.
Extreme Belastungen für Kinder
Die Studie mit 142 Patienten, 153 Partnern und 257 Kinder im Durchschnittsalter von rund zehn Jahren brachte folgende Zahlen ans Tageslicht: Etwas mehr als die Hälfte der Patienten war verheiratet, nur die Hälfte erwerbstätig. Im Durchschnitt hatten sie 2,2 Kinder (1,7 unter 18 Jahren). Die Salzburger Psychiaterin Renate Stellig-Schöler: „16 Prozent der Partner waren selbst psychisch krank.“ Das bedeutete noch mehr Belastung für die Kinder.
Nur wenige bekommen wirklich Hilfe
Bei der Befragung der Eltern stellte sich für den Zustand der Kinder Erschreckendes heraus: 91 der 257 Kinder oder 38,4 Prozent wurden von einem Elternteil als „auffällig“ bezeichnet. Mehr als 60 Prozent hatten mehr als eine Auffälligkeit. 34 hatten Lernschwierigkeiten, je 41 emotionale Probleme bzw. waren sozial auffällig.
Auf der anderen Seite gab es nur einen kleinen Teil von Kindern bzw. Familien, die wirklich Hilfe bekamen. Die Expertin: „23 Prozent hatten Kontakt mit psychiatrischen Einrichtungen gehabt, 16 Prozent bekamen Hilfe.“
Notwendig wären unterstützende und aktive Hilfsangebote für Familien mit psychisch Kranken. Betroffene Eltern bzw. Elternteile und ihre Kinder sollten in Beratungs- und unterstützenden Gesprächen lernen können, mit dem Problem umzugehen, so die Experten.