Kinder seit Jahren im Heim: Eltern verzweifelt

Ein Salzburger Ehepaar kämpft seit dreieinhalb Jahren vergeblich darum, seine zwei Kinder aus dem Heim zu bekommen. Das Jugendamt hatte ihnen die beiden in einem akuten finanziellen Notstand abgenommen.

Es war keine Gewalt im Spiel, kein Missbrauch, keine Drogen. Grund dafür, dass die beiden Kinder von Klara und Gerhard F. aus dem Raum Salzburg in einer Kinderdorf-Österreich-Einrichtung leben, waren ausschließlich die finanziellen Probleme des Ehepaares vor dreieinhalb Jahren, schildert die Mutter: „Ich habe die Wohnung verloren. Wir haben nicht so schnell wieder was gefunden. Wir haben uns dann in eine Pension eingemietet, die ich dann auch nicht mehr bezahlen konnte. Die hat mich dann angezeigt und ich bin verhaftet worden. Dann haben sie meinen Mann als Mittäter mit in die Untersuchungshaft genommen für 48 Stunden. Und in dem Zug haben sie uns die Kinder abgenommen.“

Das geht auch aus Gerichtsakten hervor, wie Recherchen von „Am Schauplatz“ ergaben.

Behörden: zuviel Schulden, Verwahrlosung droht

Aber warum sind die Kinder trotz des Menschenrechts auf Einheit der Familie noch immer nicht bei ihren Eltern? Das Ehepaar habe sein Schulden noch nicht ausreichend abgebaut, es drohe Verwahrlosung der Kinder, begründen die Behörden. Die Eltern seien zudem nicht kooperativ.

„Sie sind nie gefährdet gewesen - in keinster Weise - und müssten fremduntergebracht sein“, sagt die verzweifelte Mutter. „Das ist ein Wahnsinn in Österreich! Es ist völlig egal, ob die Kinder seelisch kaputt werden oder nicht. Es ist egal!“

Zwei Jahre lang nur alle 14 Tage vier Stunden Besuch

Zwei Jahre lang durften die Eltern die Kinder nur alle 14 Tage sehen - für jeweils vier Stunden unter Aufsicht. Mittlerweile sind die Kinder jedes Wochenende zu Hause.

Aber im Kinderdorf soll es diesbezüglich Drohungen geben, schildert eines der Kinder: „Da habe ich einmal bei einer Matheaufgabe zu oft gesponnen - da haben sie gesagt: Dann darfst du am Wochenende nicht heim.“ Das ist ein laut Jugendwohlfahrt bedenklicher Vorwurf, der zu prüfen sei.

318 Euro Heimkosten - Mutter lohngepfändet

Die Eltern stecken unterdessen in einem Teufelskreis: Den Staat kosten die zwei Heimplätze rund 9.000 Euro monatlich, 318 Euro holt er sich von der Mutter zurück. Sie wurde lohngepfändet.

Wäre ein Wohnungkostenzuschuss nicht besser und billiger gewesen als Heimeinweisung und Pfändung? „Es ist im Gesetz so vorgegeben, dass bei Maßnahmen der Jugendwohlfahrt Kostenersatz der Eltern bezahlt werden muss“, bleibt Hannes Herbst, Leiter der Jugendwohlfahrt im Flachgau, hart. „Zum konkreten Fall darf ich nichts sagen.“

Kinder „bringen Geld - um das geht es“

Die betroffene Mutter vermutet, dass es darum gehe, den Heimen durch Kindesabnahmen Einnahmen zu sichern: „Sie bringen Geld - um das geht es“.

Sendungshinweis

„Am Schauplatz“, 28.9., 21.20 Uhr, ORF 2

Jugendwohlfahrtsleiter Herbst widerspricht. Man strebe immer die Rückführung der Kinder an. Aber Herbst räumt ein, seit dem Todesfall des kleinen Luca 2007 sei der Druck auf die Jugendämter gestiegen. Man informiere seither die Gerichte umfassender. Im konkreten Fall gibt es mehrere Gerichtsbeschlüsse für die Fortsetzung der Heimunterbringung.

Gerichtsbeschluss zu Obsorge erst nächstes Jahr?

Die Eltern Klara und Gerhard F. haben inzwischen eine große Wohnung im Grünen und wollen einen neuerlichen Obsorgeantrag stellen. Die Kosten für ein neues Gerichts-Gutachten von rund 3.000 Euro werden sie selbst tragen müssen. Auf einen Gerichtsbeschluss werden sie wohl ein weiteres Jahr warten müssen - fürchten die Eltern.

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