19-Stunden-Tage: Vorwürfe gegen Schlachthof

Bis zu 19 Stunden am Arbeitsplatz, unklare Abrechnungen, kaum noch Privatleben - frühere Mitarbeiter des Alpenrind-Schlachthofs in Bergheim (Flachgau) erheben schwere Vorwürfe. Auch die Gewerkschaft ist misstrauisch.

100 Millionen Umsatz pro Jahr macht die Alpenrind im Schlachthof Bergheim. Sie ist ein Tochterunternehmen des weltweit agierenden Lebensmittel-Konzerns OSI. Von den 200 Mitarbeitern in Bergheim ist aber der größte Teil über zwischengeschaltete Vertragsfirmen beschäftigt - hauptsächlich arbeiten dort Ungarn.

Davor war eine bayerischen Leiharbeitsfirma Auftragnehmer der Alpenrind - bei ihr waren Michael Nöbauer und Karl Matlaschek angestellt. Das Leiharbeits-Unternehmen steckt zurzeit in einem Konkursverfahren, weswegen die beiden Ex-Mitarbeiter bei der Gewerkschaft Hilfe suchten.

Schlachter bei der Alpenrind Bergheim

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„Nie gewusst, wann du anfängst oder heimgehst“

Die Arbeitstage im Schlachthof waren extrem lang und vor allem unberechenbar, schildert Nöbauer: „Um 5.00 Uhr früh ist es angegangen - Abvierteln am Fleischmarkt. Maximal haben sie dort vielleicht zweieinhalb Stunden gearbeitet. Dann ist es 7.30 Uhr. Dann gehst du eine halbe Stunde Frühstück. Um 9.00 Uhr ist es dann zum Schlachten angegangen - und an dem Tag haben wir dann bis 24.00 Uhr gearbeitet - 19 Stunden. An diesem Tag haben wir 491 Tiere gehabt. Du hast nie gewusst, wann du in der Früh anfängst und wann du heimgehst.“

Überstunden seien keine bezahlt worden, ergänzt Karl Matlaschek: „Wir sind pro Stück Vieh bezahlt worden.“

„Kein Privatleben mehr“

„Du hast da kein Privatleben mehr“, ergänzt Nöbauer. „Es hat Tage gegeben, da bist du heimgefahren, hast fünf Stunden geschlafen und bist wieder hinausgefahren. Da kannst du deine Leistung nicht mehr bringen. Denn irgendwann wirst du einmal ein bisschen langsamer und K.O.“

„Am Samstag bist du froh, wenn du einmal schlafen kannst“, schildert Matlaschek. „Aber du wirst automatisch um 3.00 Uhr früh munter.“

Gewerkschaft: „Schauen uns Unternehmungen an“

Diese Praktiken seien nicht zulässig, betont Siegfried Schluckner, Landessekretär der Gewerkschaft PRO-GE: „Das ist nicht rechtskonform. Aber wo kein Kläger, da kein Richter. Daher sind wir als Gewerkschaft stark dahinter, dass wir all diese Unternehmungen anschauen. Die Alpenrind ist das Grundunternehmen, das meines Erachtens die Verantwortung für die Arbeitszeit hat, die dort herrscht - es ist ganz gleich, ob das die eigenen Beschäftigten sind oder Sub-Beschäftige. Die müssen sich nach den arbeitsrechtlichen Bedingungen hier in Österreich richten.“

Alpenrind verspricht, Standards einzuhalten

Die Alpenrind erklärt hingegen, dass die Verantwortung beim bayerischen Werkvertragsnehmer gelegen sei. Die Einhaltung der sozialen Standards auch bei den Dienstleistern werde immer wieder sorgfältig überprüft. Der Konzern erklärte sich gegenüber der Gewerkschaft auch bereit, die Ansprüche der früheren Mitarbeiter aus dem Konkurs vorzufinanzieren.

Zudem versichert die Alpenrind, nur noch Subunternehmen zu beauftragen, die das österreichische Arbeitsrecht einhalten.

Gewerkschaft skeptisch: „Bisher ist es nicht so“

Doch Gewerkschafter Schluckner ist gegenüber solchen Versprechen skeptisch: „Momentan haben sie mir das noch nicht beweisen können. Und ich weiß, dass sie das gesagt haben, aber ich habe bisher festgestellt, dass das nicht so ist. Und ich erwarte nur, dass sie den Beweis antreten, dass die Leute tatsächlich nur nach österreichischem Arbeits- und Sozialrecht beschäftigt werden.“

Den Rest der Aufträge haben nun ungarische Unternehmen übernommen. Sie werden wohl zum Testfall werden.

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