Gedenken für NS-Opfer im Radio

Die Salzburger Radiofabrik - eine von 14 nicht kommerziellen und „freien“ Radiostationen in Österreich - strahlt ab Sonntag erstmals „Hörstolpersteine“ zum Gedenken für Opfer des Hitler-Regimes aus.

Stolperstein im Asphalt zu Gedenken an die Opfer des Nazi-Terrors

ORF

In den Straßenbelag einbetonierter Stolperstein

Die kurzen, vier bis sieben Minuten langen Biografien, erinnern an Menschen, die von Vertretern des Nazi-Regimes ermordet wurden.

Ähnlich den „Stolpersteinen“ auf der Straße tauchen die Porträts auch im Radio ganz unvermittelt auf. „Sie haben keinen festen Programmplatz, sondern werden unter einer Sendung oder einer Musik-Playlist eingespielt“, sagt Radiofabrik-Programmkoordinatorin Eva Schmidhuber.

Irritation als Konzept

Die Projektinitiatoren wollen mit der Aktion auf die Schicksale der NS-Opfer aufmerksam machen und durchaus auch irritieren. „Wir sind der Meinung, gewisse Dinge soll man nicht vergessen. Das funktioniert mit einzelnen Personen und ihren Geschichten sehr gut“, so Schmidhuber. Während auf den Stolpersteinen auf der Straße nur Name, Geburtsjahr, und - wenn bekannt - Datum ihrer Verhaftung und Ermordung stehen, erhalten die Menschen in den Audio-Porträts zusätzlich eine Geschichte.

Hofmann in Berlin enthauptet

Menschen, wie die junge Salzburger Näherin Rosa Hofmann, die unter dem NS-Regime Leiterin des Kommunistischen Jugendverbandes in Salzburg war. Die 23-Jährige verteilte Flugblätter, in dem unter anderem zum Ende des Kriegs aufgerufen wurde. Trotz Warnungen von Bekannten, fuhr die junge Frau mit ihrem Tun fort. Im April 1942 wurde sie von der Gestapo verhaftet und wenige Monate später zum Tod verurteilt. Ein Gnadengesuch blieb erfolglos, am 9. März 1943 wurde Hofmann im Zuchthaus Berlin-Plötzensee enthauptet.

Internationale Federführung in Salzburg

Die Kurz-Features sind ein Gemeinschaftsprojekt von Freien Radiosendern in Linz, Hamburg, Halle/Saale, Erfurt und Nürnberg unter der Federführung der Radiofabrik Salzburg. Die Aktion wird von der EU finanziell unterstützt. Jeder Sender wird zehn Hörstolpersteine produzieren, von den insgesamt 60 geplanten Porträts wurden bereits 35 fertiggestellt. „Daneben wird es zehn Langsendungen mit 30 bis 60 Minuten Dauer zum Thema geben“, sagte Schmidhuber. Diese ausführlichen Beiträge werden jeweils Sonntags (ab 14.06 Uhr) auf der Radiofabrik „on Air“ gehen.

Bisher 34.000 Stolpersteine auf Straßen

Die Aktion Stolpersteine geht auf den Kölner Künstler Gunter Demnig zurück, der seit 1992 mit Messingplatten verzierte Pflastersteine in Gehsteige einlässt - überall dort, wo Menschen lebten, die Opfer des NS-Regimes wurden: Juden, Zigeuner, Widerstandskämpfer, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, Euthanasieopfer.

Demnigs Motto: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ In Europa sollen ihm zufolge bereits an 750 Orten rund 34.000 Stolpersteine verlegt worden.

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