Top-Mediziner gegen Aktion empörter Bürger

Kritik übt jetzt Leonhard Thun-Hohenstein, Primar der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Doppler-Klinik, an der Aktion empörter Bürger in Salzburg, die Foto, Namen und Adresse eines verurteilten Vergewaltigers veröffentlicht hatten.

Der 51-jährige Salzburger war zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt worden. Der Mann muss aber nicht ins Gefängnis, sondern darf sich mit einer elektronischen Fußfessel relativ frei bewegen.

Empörte Nachbarn veröffentlichten Namen und Foto

Das hat empörte Menschen in seiner Nachbarschaft in Salzburg-Schallmoos veranlasst, sein Foto, seinen Namen und seine Adresse öffentlich zu machen. Leonhard Thun-Hohenstein, Primar für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Christian-Doppler-Klinik, kritisiert das Urteil und den Vollzug ebenfalls. Jemanden an den Pranger zu stellen, lehnt der Mediziner jedoch ab.

„Eltern sollen ehrlich sein, aber besonnen reagieren“

„Das ist für mich eine Art von Mobbing, die ich prinzipiell ablehne. Auf Kinder und Jugendliche hat das wohl zweierlei Auswirkungen: Zum einen ist die Vorbildwirkung Erwachsener, eine gezielte Mobbing-Aktion zu starten, für Kinder sicher nicht positiv. Zum zweiten wird dadurch ein Milieu an Angst geschürt, wodurch die Kinder merken, das es etwas gibt, das selbst ihre Eltern derart verunsichert, dass sie außer Tritt geraten. Und auch das ist für die Kinder nicht hilfreich, weil sie merken, dass der Halt, den sie bei ihren Eltern und Bekannten haben, plötzlich bedroht ist. Vielmehr sollten Eltern auf Fragen ihrer Kinder ehrlich und besonnen reagieren“, sagt Thun-Hohenstein.

Karl will Fall vor Verwaltungsgerichtshof bringen

Justizministerin Beatrix Karl hat inzwischen angekündigt, sie wolle diesen Fall noch einmal vor den Verwaltungsgerichtshof bringen. Der Bewährungshilfeverein Neustart schlägt vor, dass Opfer von solchen Urteilen künftig informiert werden müssen.

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