Mattseer entwickelte schnellstes Elektroboot

Der junge Mattseer Hermann Steiner hat das derzeit schnellste Elektroboot entwickelt. Gedacht ist es für Privatkunden, die das Motorboot-Fahrverbot auf heimischen Seen umgehen wollen, Wasserskifahrer und als Beiboot für Luxus-Yachten.

Auf den ersten Blick ist es ein Elektroboot zum Tempobolzen, die Lightstream 6.2 High Voltage der Mattseer Steiner Werft. Es ist das derzeit schnellste Elektroboot, das man für Geld kaufen kann, im Herbst beginnt die Serienproduktion.

Boot erreicht mehr als 60 km/h

Bei Tempomessungen wurden Geschwindigkeiten über 60 Stundenkilometer festgestellt. Das Boot ist in modernem Design gehalten - schlicht und doch elegant. Von außen ist nicht zu sehen, was an „high tech“ in dem neuen Boot steckt. Mit zugekauften Teilen von der Stange war hier nichts zu machen. Drei Jahre an Entwicklungs- und Bauzeit hat Steiner Nautic in dieses Boot investiert.

Elektroboot von Hermann Steiner

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Das Elektroboot erreicht Geschwindigkeiten von mehr als 60 km/h.

Drehmoment des Aggragats entspricht Porsche 911

120 KW, also gut 160 PS, leistet der Elektro-Motor derzeit, später sollen es noch mehr werden. Aber schon jetzt hat das Aggregat ein Drehmoment, das in etwa dem eines 911-er Porsche entspricht. Um dieses Kraft auch ins Wasser zu bringen, ist Technik vom Feinsten notwendig. Rund 200.000 Euro Entwicklungskosten stecken in diesem Boot, das Land und die Salzburg AG haben sich mit gut zehn Prozent daran beteiligt. Die Idee zu diesem Projekt hatte der heute 26-jährige Juniorchef Hermann Steiner schon in der HTL vor sieben Jahren. Heute kurz vor dem Ende seines Studiums ist Hermann Steiner stolz auf sein geistiges Baby.

Elektroboot von Hermann Steiner

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Das Drehmoment des Aggregats entspricht jenem des Motors eines Porsche 911.

„Will ein normales Boot für den Normalverbraucher“

„Momentan bin ich aber in der Phase, wo es mir am liebsten ist, wenn jemand anderer damit fährt. Denn das ist dann für mich die Bestätigung, dass es auch bei demjenigen gut funktioniert, der es nicht entwickelt hat. Denn letztlich soll es ja ein normales Motorboot für den Endverbraucher sein“, sagt Hermann Steiner.

Hermann Steiner junior

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Jung-Erfinder Hermann Steiner: „Ich möchte ein normales Boot für den Normalverbraucher“.

Jung-Erfinder plant Serienproduktion

Der Jung-Erfinder will sein Boot auch in Serie produzieren: „Mit der derzeitigen Kapazität in unserer Werft könnten wir pro Jahr drei bis vier Boote bauen. Und den Markt dafür gibt es auch, davon sind wir überzeugt“, sagt Steiner.

Lob von renommierter Fachzeitschrift

Die renommierte Yacht-Revue hat die Lightstream bereits getestet, und spricht von einem mutigen Projekt, dem nur noch ein bisschen Feinschliff fehle, und lobt ausdrücklich die Eignung fürs Wasserskifahren oder wakeboarden. Rund eine Stunde halten die Akkus im Wasserskibetrieb - beim Dahingleiten mit zehn Stundenkilometern beträgt die Laufzeit zwölf Stunden. Das Laden geht mit einer speziellen Ladestation recht schnell - in zweieinhalt Stunden sind die 130 Akkublöcke wieder voll. Einmal Laden kostet dabei rund sieben Euro. Doch das wird jene, die sich die 200.000 Euro teure Lightstream leisten können, wohl nicht wirklich irritieren. Ihnen geht es vor allem um den ungehinderten Fahrspaß dort, wo man mit anderen Booten nicht fahren darf, hofft Seniorchef Hermann Steiner.

Technikraum des Elektroboots

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Das „technische Herz“ von Hermann Steiners Elektroboot.

Firmenchef sieht viele Nutzungsmöglichkeiten

„Das ist auf allen Seen und Flüssen, wo das Fahren mit von Verbrennungsmotoren betriebenen Booten verboten ist. Und solche Gewässer gibt es allein in Österreich schon sehr viele. Das Boot wäre aber auch gut geeignet als Beiboot für große Yachten. Es gibt da auch schon Interessenten und Anfragen. Hier geht es um Beiboote auf Megayachten, die vor Naturschutzgebieten vor Sardinien oder Spanien ankern. Mit Beibooten, die von Verbrennungsmotoren betrieben werden, dürfen sie da nicht hineinfahren. Und da wäre unser Elektroboot auch eine gute Alternative.“

Tourismuschef: „Boot passt ideal zu unserem Image“

Auch der Tourismusdirektor der Wolfgangsee-Region, Hans Wieser, sieht für die Entwicklung des jungen Mattseers große Chancen. „Gerade wir in Österreich arbeiten sehr stark in Richtung nachhaltiger Tourismus und versuchen, unsere Seen nicht nur als Schwimmfläche anzubieten, sondern auch als Sportfläche im weitesten Sinne. Und für Seen, auf denen Verbrennungsmotoren nicht erlaubt sind, ist dieses Boot natürlich ideal. Österreich hat zu Recht den Ruf, einen sauberen und nachhaltigen Tourismus zu betreiben. Das hat zuletzt die Tatsache gezeigt, dass die EU einen See im Salzkammergut als Referenzgewässer genannt hat. Und Entwicklungen wie dieses neue Boot helfen natürlich, dieses Image zu stärken“, sagt Wieser.

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