Schaden besorgt um Politiknachwuchs

Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) macht sich große Sorgen um den politischen Nachwuchs in Österreich. Die Salzburger SPÖ etwa wäre ohne Landeshauptfrau Gabi Burgstaller „eine Baustelle“.

Angesichts der Korruptionsfälle in Wien und Kärnten zeigte sich der Bürgermeister im Interview mit der Austria Presseagentur (APA) sprachlos.

„Offensichtlich meinen Leute, sich qua Funktion Dinge herausnehmen zu können, die nicht statthaft sind. Früher hat man sie Parvenüs genannt, die irgendwie empor kommen und dann die Lust entdecken, sich an Geldern zu bedienen. Was mich wirklich ärgert ist, dass es auch die Sozialdemokratie immer wieder einmal betrifft. Und was die FPÖ angeht, da kann man nur mehr wütend sein, dass die so als Sauberleute aufgetreten sind und jetzt eigentlich die ärgsten sind, das ist ein Saustall“, so Schaden.

Die Vorfälle hätten der Politik insgesamt geschadet, „das ganze Establishment ist betroffen. Die Politik ist wirklich in Verruf geraten, und das ist schade.“

„Das Personal wird nicht besser“

Auf die Frage, wie die Politik wieder aus dieser Krise finden könnte, sagte Schaden: „Das Personal wird nicht besser, fürchte ich. Wenn ich mir so den Nachwuchs anschau, boah! Ich bemühe mich auch schon lange, dass ich in der Stadt neue Leute an diese Aufgabe heranführe. Das ist ganz schwierig. Die Politik ist (bei der Nachwuchs-Suche, Anm.) manchmal wie ein Rubbellos: Es macht ratsch, ratsch, ratsch, und plötzlich kommt ganz was anderes raus, als man gemeint hat.“

Die Probleme gebe es auf allen politischen Ebenen. Im Land Salzburg etwa wäre die SPÖ ohne Gabi Burgstaller „eine Baustelle“, „und was wäre die ÖVP ohne Wilfried Haslauer? Das meine ich nicht böse, das ist der Befund“.

„Eigenverantwortlichkeit nimmt ab“

Generell stellt Schaden fest, „dass wir zunehmend in ein soziales Klima hineinwachsen, wo Verantwortung an den Staat - auch an die Stadt - delegiert wird. Ich merke, dass die Eigenverantwortlichkeit abnimmt, und die Tendenz zunimmt: ‚Ihr seid verantwortlich und müsst dafür sorgen, dass die Gesellschaft funktioniert.‘ Das ist ein totales Missverständnis der Sozialdemokratie, auch wenn es bei uns die Tendenz dazu sehr stark gibt.“

Aber das Urverständnis der Sozialdemokratie sei eigentlich gewesen, den Menschen zu emanzipieren, „oder die, die es nicht sind: die Arbeiterklasse, wie es damals genannt wurde, zu emanzipieren, selbstständig zu machen. Aber nicht, Verantwortung für sie zu übernehmen. Immer wieder wird gemeint, wenn man nur Geld einsetzt, löst man die Probleme. Aber jetzt wissen wir, das Geld enden wollend ist und die Probleme nicht gelöst werden“, meint Schaden.