Hochkönig: Großeinsatz für Holländer
Für diesen touristischen Boom im ganzen Alpenraum gilt mittlerweile: Überforderte Klettersteiggeher kommen aus vieler Herren und Frauen Länder, sehr viele auch aus Österreich. Mittwochnachmittag wollten zwei Niederländer auf den Hochkönig.
Gerald Lehner
ORF/Hubert Gogl
Ende der Route in fast 3.000 Metern
Der eine Niederländer wählte den Normalweg zum Matrashaus. Schon für diesen ist eine sehr gute Kondition nötig.
Der andere Mann wollte - offenbar allein - über den steilen, langen, schwierigen, ausgesetzten und mit vielerlei künstlichen Steiganlagen ausgestatteten Königsjodler-Klettersteig zum Matrashaus. Dieses steht genau auf dem Gipfel des fast 3.000 Meter hohen Berges in den Nördlichen Kalkalpen Salzburgs.
Als der 48-Jährige am Mittwochabend nicht beim Matrashaus angekommen war, alarmierte der andere Niederländer gegen Mitternacht die Bergrettung. Einsatzkräfte der ÖBRD-Ortsstellen Dienten, Werfen, Mühlbach, Saalfelden und Bischofshofen (Bereitschaft) brachen von verschieden Seiten des Massivs zur Suche auf. Dazu kamen zwei Alpinpolizisten.
Bergrettung Salzburg
Großeinsatz: Teams aus fünf Gemeinden
Nur kurz konnte telefonischer Kontakt zum Vermissten hergestellt werden. Dieser informierte die Einsatzkräfte, dass er bei einer Markierungsstange sitze, mit einem Biwaksack ausgerüstet sei und dort bleiben würde - eine kluge Entscheidung.
Österreichischer Alpenverein
Die Recherchen der Bergretter ergaben, dass sich der Vermisste auf dem Hochkönig-Massiv zwischen Lammkopf und Teufelslöchern aufhalten müsste. In der Nacht herrschte jedoch extrem schlechtes Wetter mit Regen, Sturm und Nebel.
Alle Seiten des riesigen Massivs abzusuchen
So beschlossen die Einsatzleiter, erst um 4.30 Uhr bei Tagesanbruch aufzubrechen: Die Bergretter aus Dienten stiegen über das Birkar auf, die Saalfeldener über zwei verschiedene Anstiege (Hinterthal über Niedere Torscharte bzw. Bertgenhütte), die Mühlbacher über die Mitterfeldalm, und Werfener Bergretter kamen über die Ostpreußenhütte.
Hüttenkoch fand Vermissten
Die Suchtrupps vom Birgkarsteig und jene aus Saalfelden mussten ihre Suche wegen sehr großer Steinschlaggefahr abbrechen.
Schließlich konnte gegen 7.00 Uhr wieder ein Handy-Kontakt zum Vermissten hergestellt werden. Der Koch vom Matrashaus beteiligte sich dann an der Suche. Er traf bei der angegebenen Markierung den Vermissten unverletzt an und brachte ihn zum Matrashaus.
Reines Ehrenamt
In der Zwischenzeit war auch ein Voraustrupp der Werfener Bergretter in diesem Bereich eingelangt. Die Suchaktion konnte daraufhin Donnerstagvormittag gegen 10.00 Uhr beendet werden. Die ehrenamtlichen Bergretter aus vier Gemeinden (ÖBRD Bischofshofen blieb in Bereitschaft) machten sich auf ihre stundenlangen Abstiege ins Tal. Dort begaben sie sich wieder in ihre jeweiligen Jobs bzw. an ihre Arbeitsstellen. Oder sie ließen einen für diese anstrengende Suchaktion - auch zum Wohl des heimischen Tourismus - zwangsläufig genommenen Urlaubstag ausklingen.