Sparpolitik: Hospiz für Todkranke vor Aus

Vor kurzem gab es das 10-Jahr-Jubiläum, nun steht das Helga-Treichl-Hospiz in Salzburg vor dem Aus. Das Rote Kreuz kann 500.000 Euro Zuschuss pro Jahr nicht mehr leisten. Seit zehn Jahren wird vergeblich auf einen Beitrag der Bundesregierung gewartet.

Schon nächstes Jahr müsste nun die Einrichtung in Salzburg-Morzg, die Todkranken ein menschenwürdiges Sterben ermöglicht, geschlossen werden. Land Salzburg, Krankenkasse, Patienten und Spender bringen bisher pro Jahr eine Million Euro auf.

Helga Treichl Hospiz in Salzburg-Morzg

ORF

Helga-Treichl-Hospiz in Salzburg-Morzg

Hospize existieren neben Salzburg bisher nur in der Steiermark und Niederösterreich. Nun droht die Schließung des Salzburger Hauses aus Kostengründen. Von den 430 Euro Kosten pro Tag und Patient müssen knapp 170 Euro von Paitenten selbst bezahlt werden.

„Vergebliches Warten auf die Republik“

Den Rest tragen die öffentliche Hand und das Rote Kreuz, sagt Heimleiter Martin Böker: „Dieses Hospiz wurde als Modellstation eröffnet, in der Erwartung, dass die Republik Österreich in absehbarer Zeit eine Hospizfinanzierung zustande bringt. Diese Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt. Jetzt hat das Rote Kreuz über zehn Jahre pro Jahr eine halbe Million Euro für dieses Projekt bezahlt. Wir haben jetzt das finanzielle Ende erreicht. Es geht nicht mehr.“

Die Krankenkassen zahlen lediglich 51 Euro pro Tag, obwohl medizinische Leistungen von rund 100 Euro anfallen. Das Land hingegen reagiert, so Böker: „Das Land hat ursprünglich etwa 70.000 Euro pro Jahr bezahlt. Als unser Notruf kam, wurde noch deutlich aufgebessert. Aber das ändert an der Gesamtlage leider nichts, wenn der Bund nicht mehr beisteuert.“

Land stockte eigenen Beitrag auf

Das Land Salzburg steuert nun etwa 300.000 Euro pro Jahr bei. Seit 2002 besteht dieses Hospiz als Anbau an das Pflegeheim des Roten Kreuzes in Salzburg-Morzg.

Video

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Viel bessere Lebensqualität für Patienten

Acht Patienten können hier betreut werden - wie der 53-jährige Hubert, der an Krebs leidet. Seit April lebt der Halleiner im Hospiz. Anfangs konnte er sich ohne Hilfe nicht einmal in den Rollstuhl setzen. Nun geht es ihm besser: „Es wird hier sehr auf die Menschen eingegangen. Sie werden sehr liebevoll behandelt. Ich war schon in vielen Krankenhäusern und kann mich nicht erinnern, dass irgendwo so viel Rücksicht auf Patienten genommen würde. Ich habe hier wieder Hoffnung geschöpft.“

Auch die ältere Salzburgerin Inge, ebenfalls krebskrank und seit Februar im Hospiz, fühlt sich im Hospiz wohl: „Nach der Chemotherapie ist es mir sehr schlecht gegangen. Hier im Hospiz ist es mir innerhalb von 14 Tagen wieder viel besser gegangen.“

Auch ihren 70. Geburtstag feiert die Patientin im Hospiz, gemeinsam mit ihrer Schwester, die aus Australien anreiste: „In diesen fünf Monaten im Hospiz hat sich ihre Lebensqualität enorm verbessert. Wir wissen, dass sie krank ist, aber die Zeit, die sie hat, die haben wir miteinander sehr schön.“