Tipps gegen aggressive Almkühe

In den letzten Jahren haben sich Zwischenfälle mit Weidevieh auf sommerlichen Almen gehäuft. Wie kann man dafür sorgen, dass man nicht direkt von der Almwanderung mit der Bergrettung oder dem Hubschrauber ins Krankenhaus muss?

Ferienzeit - da zieht es wieder viele hinauf auf die Almen auf der Suche nach der Postkartenidylle. Dabei kommt es immer wieder auch zu Attacken von Kühen auf Wanderer bzw. Wanderer und ihre Hunde.

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Unsere Reporterin Marisa Sarah Gruber

Viel mehr Mutterkühe unterwegs

Seit 2003 fördert die EU die so genannte Mutterkuh-Haltung. Statt im Stall zu stehen und täglich an die Melkmaschine angeschlossen zu werden, dürfen nun immer mehr Kühe auf die Alm, die eigentlich für die Fleischerzeugung gedacht sind. Sie dürfen ihr Leben auf der Weide verbringen, ihre Kälber dabei säugen und aufziehen.

Gut für Kälber und Mutterkühe mit ihren Beschützer-Instinkten - aber schlecht für manche Wanderer, die solche Gefahren unterschätzen, sagt der Bergbauer Anton Schmid aus Werfenweng (Pongau):

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Der Beschützer-Instinkt hat oft fatale Folgen

„Eine Herde von Muttertieren ist gefährlicher, weil sie einfach ihre Kälber schützen wollen. Jungtiere ohne Kälber sind nicht gefährlich.“

Keine Kälber streicheln etc.

Fehlgeleitete Tierliebe von Wanderern kann ebenfalls Attacken von Kühen auslösen, so der Landwirt: „Wenn ein Kind zum Beispiel zu einem Kalb geht, um es zu streicheln, dann kann eine Kuh einen Angriff darin sehen und selbst angreifen. Und ein Stoß einer Kuh genügt für Verletzungen.“

Der Beschützer-Instinkt von Kühen und Stieren wird oft auch von Hunden der Wanderer ausgelöst. Grundsätzlich kann jeder, der eine Weide betritt, von den Tieren als Eindringling betrachtet werden. Das kann böse enden: Wirbelverletzungen, Becken- und Rippenbrüche können Folgen sein, wenn 700 bis tausend Kilogramm schwere Rinder ihren Körper als Rammbock einsetzen.

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Gerald Lehner

Manchmal will aber auch eine einzelne Kalbin schon ihre Kräfte testen, wie hier vor wenigen Tagen, bevor sie den Wanderer nicht gerade sanft zu schubsen versuchte

Viele Wanderer nehmen keine Rücksicht

Zwar endeten bisher österreichweit in den letzten fünf Jahren nur knapp 20 solcher Attacken im Krankenhaus. Aber auch diese Unfälle hätten vermieden werden können, sagt Helmut Schwarzenberger von den Salzburger Naturfreunden: „Es mangelt vielen auch an Eigenverantwortungen. Viele wollen in dieser kurzlebigen Zeit maximales Outdoor-Erlebnis konsumieren. Man sollte markierte Wanderwege nicht verlassen und sich angesichts einer Kuhherde immer defensiv verhalten.“

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Gerald Lehner

Diese Almkühe genießen den kühleren Juli-Tag, eine Pause der Hitzewelle, die in manchen Regionen auch bis auf 2.000 Meter Seehöhe deutlich über 25 Grad Celsius brachte

Kühe sind im Grunde keine aggressiven Tiere. Ihr Instinkt rät ihnen eher zur Flucht als zum Angriff. Aber auch eine sanfte Kuh wird zum wilden Tier, wenn sie Bedrohung wittert für das Kalb. Durch Hund oder Mensch, sagt Karl Forcher vom Österreichischen Alpenverein: „Wir sollten den Tieren den nötigen Respekt entgegenbringen und Abstand halten.“

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Hunde im Notfall sofort von der Leine lassen!

Rupert Gschwendtner von der Almenvereinigung rät, normalerweise Hunde im Gebirge an der Leine zu führen. Sollten sich jedoch Kühe nähern, sollte man Hunde auf alle Fälle von der Leine lassen. Denn die Hunde würden von Kühen oft als direkte Bedrohung wahrgenommen und angegriffen.

Wenn sie an der Leine bleiben, geraten dann Wanderer mitunter selbst in den Angriff der Rinder und zwischen die „Fronten“. Freilaufende Hunde seien jedoch viel schneller als Kühe und dann nicht mehr gefährdet, so die Experten.