Diabeteskranke: Hund erschnüffelt Blutzucker

In Oberalm (Tennengau) hat eine Familie einen besonderen Hund: Der Labrador-Pudel-Mischling „Keks“ erschnüffelt, wenn die Blutzuckerwerte der an Diabetes erkrankten fünfjährigen Tochter zu hoch oder zu niedrig sind.

Partnerhund "Keks" alias "Harry" - Diabetes - Spezialist

Elisabeth Färbinger

„Keks“ ist ein besonders talentierter und zutraulicher Zeitgenosse - eine Mischung aus Labrador und Königspudel. Letztere gelten in der Kynologie als Hunde mit besonders gutem Sozialverhalten.

Seit zwei Monaten ist der Partnerhund „Keks“ alias „Harry“ nun schon bei Familie Wehner in der Salzburger Gemeinde Oberalm. Tochter Nelly leidet seit ihrem zweiten Lebensjahr an Diabetes des Typs 1 - jetzt hat sie einen hervorragenden Wächter auf vier Beinen: „Wenn der Hund meine Tochter anstupst, dann wissen wir, dass die Blutzuckerwerte nicht stimmen“, erzählt Mutter Astrid.

Partnerhund "Keks" alias "Harry" - Diabetes - Spezialist

Elisabeth Färbinger

Nelly und „Keks“ sind ein gutes Team

„Schlägt an, bevor Nelly schlecht wird“

Sollte die Tochter auf das Warnsignal nicht gleich reagieren, wird sie vom Hund noch einmal heftiger gestupst: „Er schlägt dann an, bevor Nelly schlecht wird. Sie kommt dann gleich zu uns und sagt ‚Da stimmt etwas nicht‘. Wir kontrollieren den Blutzuckerspiegel mit dem Messgerät. Zur Belohnung erhält der Hund ein Leckerli.“

Drei- bis viermal am Tag ist der Blutzuckerspiegel von Nelly beeinträchtigt: „‚Keks‘ kann das an ihrer Haut riechen. Am Tag erkennt er schon 80 Prozent der Fälle“, sagt die Hundetrainerin Elisabeth Färbinger, Obfrau des Vereins Partner-Hund Österreich. Sie bildete die Labrador-Königspudel-Mischung - auch Labradoodle genannt - neun Monate lang aus - zunächst mit Kleidungsstücken von Nelly, die als Geruchsproben dienten.

Partnerhund "Keks" alias "Harry" - Diabetes - Spezialist

Elisabeth Färbinger

Bald schon gemeinsam im Kindergarten, was auch bei anderen Kindern für Begeisterung sorgen könnte

Für Nachteinsatz noch Training nötig

Allerdings ist die Ausbildung noch nicht abgeschlossen - denn in der Nacht schlägt der Diabetes-Spürhund „Keks“ noch nicht an: Er muss noch lernen, Nelly oder ihre Eltern aufzuwecken, wenn der Stoffwechsel des Mädchens zu entgleisen droht.

Derzeit stehen die Eltern noch jede Nacht dreimal auf, um die Blutzuckerwerte ihrer fünfjährigen Tochter zu messen: „Sie hat oft Schwankungen - durch das Wachstum oder auch durch Erkältungen“, schildert Mutter Astrid Wehner: „Es besteht die Gefahr von Bewusstlosigkeit. Nelly ist das schon zweimal passiert. Für uns ist es eine große Hilfe, wenn der Hund auch in der Nacht aufmerksam wird und das meldet. Wir trainieren viel.“

Im Sommer wird „Keks“ deshalb Nelly zweimal in der Woche in den Kindergarten begleiten: „Wenn Sie dann in die Schule geht, darf er immer mit. Er bleibt während des Unterrichts bei ihr.“

Methode aus Großbritannien & USA

Die Trainingsmethode für den Diabetes-Spürhund kommt aus Großbritannien, von der Hundeschule für „Medical Detection Dogs“ in Milton Keynes. Vierbeiner lernen dort, nicht nur Diabetes, sondern auch bevorstehende Epilepsieanfälle und Krebszellen zu erschnüffeln. Solche Institute gibt es auch in den USA, wo Pionierarbeiten dazu geleistet wurden.

Die Fähigkeiten sind nicht rassenspezifisch, weiß Hundetrainerin Färbinger, „wesentlich ist, dass der Hund selbstständig arbeiten kann“. Bereits als „Keks“ acht Monate alt war, zeigt sich, dass er durch seinen Charakter als Diabetes-Signalhund bestens geeignet ist: „Er will ganz nah am Menschen sein, ist kontaktbezogener als andere Hunde.“ Am Samstag wird er als eines der neuen Partnerhunde-Teams des Vereins vorgestellt. „Keks“ erhielt seinen Spitznamen wegen seiner Vorliebe für Hundekekse.

Im Dienst heißt er „Harry“ - so dürfen ihn aber nur Nelly und ihre Eltern nennen.

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