Prozess gegen Ex-ÖOC-General gestartet

Am Montag hat der Prozess gegen den ehemaligen Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC), Heinz Jungwirth, in Wien begonnen. Es geht dabei auch um fragwürdige Vorgänge bei der Salzburger Olympiabewerbung.

Jungwirth soll als Generalsekretär des ÖOC insgesamt 2,78 Millionen Euro abgezweigt und für private Zwecke verwendet haben. Jungwirth bestreitet diese Vorwürfe. Er war einst fast allmächtiger ÖOC-Generalsekretär. Im Zuge der Unregelmäßigkeiten für die Bewerbung von Salzburg um die Olympischen Spiele 2014 geriet er ins Visier der Staatsanwaltschaft. So soll es etwa im Zuge der Bewerbung ein Schwarzgeldkonto gegeben haben, das nie in die Buchhaltung des ÖOC Eingang fand.

Laut Anklage soll Jungwirth auf mehrere ÖOC-Konten zugegriffen und Überweisungen auf seine Privatkonten vorgenommen haben. Jungwirth soll den aufwendigen Lebensstil seiner Familie mit dem ÖOC-Geld finanziert haben. Dass der Geldschwund jahrelang niemandem im ÖOC auffiel, führt der Staatsanwalt auf die Machtposition Jungwirths zurück.

Vorwürfe „stimmen einfach nicht“

Jungwirth bekannte sich am Montag „nicht schuldig“ bekannt. Sein Verteidiger Herbert Eichenseder sprach von einem „skurrilen Verfahren“, die Behauptungen der Anklagebehörden „stimmen einfach nicht“, sagte der Anwalt. Jungwirt selbst begleitete im Wiener Straflandesgericht die Ausführungen von Staatsanwalt Andreas Allex mit demonstrativem Kopfschütteln.

Laut Anklage soll Jungwirth zwischen Anfang 2003 und Februar 2009 von ÖOC-Konten persönlich mit Hilfe seiner langjährigen Stellvertreterin, der mitangeklagten Manuela K., und des abgesondert verfolgten ehemaligen ÖOC-Kassiers Lothar Scheer 2,78 Millionen bar behoben oder auf seine Konten transferiert und für private Zwecke verwendet haben. Weitere 357.000 Euro sollen durch von K. vorgenommene und Jungwirth gegengezeichnete Überweisungen in den Besitz des mächtigen Sportfunktionärs gelangt sein.

Pro-Forma-Rechnungen zur Verschleierung?

Diese Vorgänge seien teilweise durch Pro-Forma-Rechnungen verschleiert worden, führte Staatsanwalt Andreas Allex in seinem Eröffnungsplädoyer aus. Insgesamt 3,5 Millionen Euro wurden dem Ankläger zufolge auf einem „Schwarzgeldkonto“ des ÖOC geparkt, das Jungwirth an der offiziellen Buchhaltung vorbei führte: „Diese Gelder wurden vom Angeklagten zu privaten Zwecken verwendet.“ Jungwirth habe „seine Befugnisse wissentlich missbraucht“, seine leugnende Verantwortung „scheint widerlegt“, sagte Allex.

Beim ÖOC „für alles zuständig“

Jungwirths Rechtsbeistand konterte, sein Mandant sei beim ÖOC „für alles zuständig“ gewesen und entsprechend bezahlt worden. Das Jungwirth zustehende Geld sei allerdings „unregelmäßig verrechnet“ worden, so Eichenseder. Die inkriminierten Barbehebungen bzw. Überweisungen seien auf Basis diesem zustehender Honorarforderungen erfolgt. Das Beweisverfahren werde dies zeigen. „Das wird ein fader Prozess, das wird ein Buchhalter-Prozess“, kündigte Eichenseder an.

Merkürdiges Finanzgebaren des ÖOC

Jungwirth räumte unumwunden ein, das ÖOC habe bei der Abwicklung der finanziellen Angelegenheiten nicht den Statuten entsprochen. Satzungsgemäß wäre der Verein in finanzieller Hinsicht vom Präsidenten und einem der beiden Kassiere zu vertreten gewesen. In der Praxis veranlasste jedoch regelmäßig Jungwirth Überweisungen, indem er Belege vorbereitete und diese von einem weiteren Zeichnungsberechtigten - oftmals K. - gegenzeichnen ließ.

„Das hat der Präsident so verfügt“, berief sich Jungwirth dabei auf Ex-ÖOC-Präsident Leo Wallner. Überhaupt habe Wallner ihm in budgetären Belangen freie Hand gelassen. Wann es etwa um den finanziellen Rahmen bei der Errichtung eines „Österreich-Hauses“ bei Olympischen Spielen ging, habe Wallner lediglich „Was fragst mi? Gut muss es sein!“ vorgegeben. „Kein Mensch hat mir gesagt, was es kosten darf. Es war alles offen. Gut muss es sein, passen muss es“, gab Jungwirth zu Protokoll.

Zum Führen eines Schwarzgeldkontos ermächtigt

Detailliert beschrieb Heinz Jungwirth, wie ihn der langjährige ÖOC-Präsident Leo Wallner zum Führen eines „Schwarzgeldkontos“ ermächtigt habe, auf dem vor allem Überweisungen und Refundierungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) geparkt wurden. Er habe diesen mit den Worten „Leo, dafür brauch ma a anderes Konto“ angesprochen und ein „Ja, aber das muss nicht in der Buchhaltung sein“ zur Antwort erhalten.

„Bei der Führung gab es keine Richtlinien“

Bei der Führung des „Schwarzgeldkontos“ habe es überhaupt keine Richtlinien gegeben: „Der Doktor Wallner hat sich aufgrund seiner vielen Tätigkeiten nicht sehr viele Insider-Informationen geholt.“ Dieses Konto sei aus Sicht des ÖOC sehr sinnvoll gewesen: „Normalerweise ist man bei einem Verein bestrebt, dass man das Geld, das da ist, ausgibt. Daher war es immer günstig, im Hintergrund a bisserl a Geld zu haben, eine Art Rückhalt.“ Als konkretes Beispiel führte Jungwirth in diesem Zusammenhang „einen Zuschuss für ein unnötiges Buch, das keiner gebraucht hat“ an: „Da wollte ich vermeiden, dass drüber geschimpft wird.“ Folglich habe er in diesem und ähnlichen Fällen bei der Finanzierung auf dieses Konto zurückgegriffen.

„Einziger mit umfassendem Überblick über Finanzen“

Jungwirth räumte ein, als einziger im ÖOC einen umfassenden Überblick über die Finanzen gehabt zu haben. „Teile der Herrschaften“ (gemeint war der ÖOC-Vorstand, Anm.) habe er aber bei seinem Ausscheiden 2009 informiert.

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