Holländischer Geologiestudent in Bergnot

Ein Nachwuchsgeologe aus den Niederlanden musste die Nacht auf Samstag in einer Felswand des Salzburger Hagengebirges verbringen. Bergretter starteten eine schwierige Suchaktion. Samstag konnte er mit dem Hubschrauber geborgen werden.

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Bergrettung Golling

Bergretter bei dieser Suchaktion am Samstag beim Vorbereiten eines Abseilstandes

Der 21-jährige Geologiestudent war Freitagabend bei Forschungsarbeiten im Hochgebirge in Bergnot geraten.

In der Lärchwand oberhalb von Stegenwald in auf linker Seite des engen Salzachtales in Richtung Pass Lueg, konnte er weder vor noch zurück. Diese Wände sind die östlichen Ausläufer des Hagengebirges.

Diese sehr unwegsame und steile Gegend wird von Wanderern und Alpinisten generell sehr selten begangen. Ab und zu sind Gamsjäger hier unterwegs. Für die Bergrettung wurden dieser Nachteinsatz und der folgende Vormittag zu einem sehr schwierigen Unterfangen.

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Gerald Lehner

Roter Punkt: Standort des Niederländers. Bild im Jahr 2010 aus dem Cockpit einer Boeing 737 in 7.000 Metern Flughöhe über dem Hochkönig aufgenommen: Hagengebirge (links) mit Salzachtal bei Stegenwald, Pass Lueg und Tennengebirge (rechts).

Keine Chance für Teams auf dem Boden

Tennengauer und Pongauer Bergretter sowie Alpinpolizisten suchten die ganze Nacht lang nach dem Holländer. "Wir haben verschiedene Abseilstrecken eingerichtet und uns mehrfach über 200 Meter in das Gebiet abgeseilt”, schildert der Gollinger ÖBRD-Ortsstellenleiter Martin Malter den Einsatz bei Dunkelheit, Nebel, Regen und dann auch noch Schneefall.

Einsatz Hagengebirge

fmt-pictures.at

Einsatzbereich mit Hochnebel am Samstagvormittag vom Tal aus gesehen

Trotz verschiedenster Kontakte zum Niederländer (Lichtzeichen und Telefonkontakt) konnte er vorerst nicht lokalisiert werden: „Der Mann gab zwar immer wieder an, uns zu sehen oder zu hören, aber wegen der absoluten Dunkelheit und der Echos im Kar war es nicht möglich, ihn genau zu lokalisieren“, so Malter.

Der Geologiestudent saß auf einem Felsvorsprung der Lärchwand im Regen fest.

Er habe sich in der Nacht nicht viel bewegen können, um nicht in die Tiefe zu stürzen, sagte Wilfried Seidl, Bezirksleiter der Bergrettung im Tennengau.

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Bergrettung Golling

Die Bergretter näherten sich von oben dem Standort des Holländers in der Wand

Suchflug erfolgreich

Samstagvormittag konnte bei der Suchaktion dann der Rettungshubschrauber „Alpin Heli 6“ aus Zell am See (Pinzgau) erfolgreich eingesetzt werden.

Zuvor war das wegen dichten Nebels nicht möglich gewesen. Der Holländer wurde von den Fliegern entdeckt.

Gute Kondition, schwierige Taubergung

Flug- und Bergretter Markus Amon führte dann gemeinsam mit Pilot Peter Schwaiger eine relativ schwierige Taubergung durch. Denn immer wieder zogen Nebelbänke durch das Salzachtal und drohten, den reinen Sichtflug zu verhindern oder zu behindern.

Notarzthubschrauber Alpin Heli 6 Flugrettung Rettungshubschrauber Taubergung Flugretter

Österreichischer Bergrettungsdienst

Alpin Heli 6 (Eurocopter EC 135) im Schwebeflug über dem Holländer, während dieser vom Flugretter ans Tau genommen wird

Bei der Bergung mit dem 40 Meter langen Tau wurde der Niederländer zum Zwischenlandeplatz im Salzachtal geflogen und von Flugrettungsarzt Wolfgang Farkas in Obhut genommen.

„Er hat stark gezittert, war sonst aber unverletzt. Viele Einheimische haben sich gefragt, was ein Holländer da oben im weglosen Gelände macht. Die Antwort ist einfach: Bei seinen Forschungsarbeiten für eine Uniarbeit in Holland ist der Student in unserer Kalkbergen immer wieder unterwegs. Er ist konditionsstark, wie mir auffiel, und er war auch relativ gut ausgerüstet“, so Farkas.

Hagengebirge

Gerald Lehner

Östliche und südliche Abstürze des Hagengebirges

Hagengebirge

Gerald Lehner

Ganzer Gebirgsstock des selten begangenen Hagengebirges mit riesigem Hochplateau, dem Blühnbachtal und Ausläufern des Hochkönig-Massivs im Vordergrund

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