Wenig Nachwuchs für Landarztstellen

Bei den praktischen Ärzten auf dem Land dürfte sich in den nächsten Jahren eine große Lücke öffnen: Jungmediziner zeigen wenig Lust, die Landarztpraxen zu übernehmen. Nur bei jedem zehnten Allgemeinmediziner scheint Ersatz sicher zu sein.

An die 90 praktische Ärzte ordinieren derzeit außerhalb der Stadt Salzburg. Fast die Hälfte von ihnen wird in den nächsten fünf Jahren in Pension gehen. Doch nur bei jedem Zehnten scheint Ersatz sicher zu sein.

Praktischer Arzt auf dem Land untersucht Baby

ORF

Landarzt untersucht Baby in Praxis

Bereitschaftsdienste eine Zusatzbelastung

Ein Beispiel ist Florian Connert: Er ging nach drei Jahren im Spitalsdienst zurück nach Köstendorf (Flachgau), um in der Praxis seines Vaters mitzuarbeiten. Die härteren Seiten des Landarztdaseins lernte er auch schon kennen: „Ich habe zum Beispiel am 1. April den ganzen Sonntag Bereitschaftsdienst gehabt - bis Montagfrüh. Es war Gott sei Dank dieses Mal nicht so viel los, aber manchmal ist es so, dass man schon einige Male in der Nacht aufstehen muss. Dabei geht’s am nächsten Tag weiter.“

Finanzielle Ängste sind deshalb nur einer der Gründe für die Scheu der Jungärzte vor der Landpraxis, zeigt eine Befragung der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK). Darin nennen die Jungärzte auch Belastungen wie die Bereitschaftsdienste als ein Hindernis.

Kritik an Lücken in der Ausbildung

Eine weitere Hürde seien Defizite in der Ausbildung, sagte Connert: „Es ist definitiv nicht so, dass man gut durchgeführt wird im Krankenhaus. Man muss sich wirklich sehr viel selber erkämpfen und es wird einfach zu wenig darauf geachtet, dass die Ärzte nicht mit Bürokratie überlastet werden. Das Verhältnis zwischen Bürokratie und aktiver Ausbildung stimmt einfach nicht mehr." Auf einigen Abteilungen protokolliere man mehr das Fieber, als es zu bekämpfen.“

Die SGKK nimmt das Untersuchungsergebnis ernst - ohne Landärzte werde das gesamte Gesundheitssystem nicht mehr die gewohnte Geborgenheit bieten können, so Chefarzt Norbert Muss: „Gott sei Dank haben wir noch Kassenärzte, die sich an einem Nachtdienst, einem Bereitschaftsdienst beteiligen. Wenn sie hier keinen Zusammenhalt mehr haben, wird man sich hier verabschieden müssen - und die Leute sind unversorgt. Wir sind ein Tourismusland und es sollte nicht nur gutes Essen, gutes Trinken und Hochkultur geben, sondern auch eine gute ärztliche Versorgung, wenn man in Not ist.“

Mischmodelle gefordert

Dafür fordert Connert, auch Turnusärzte-Sprecher in der Ärztekammer, neue Modelle - die bisher weder Kammer noch Krankenkasse auf dem Schirm hatten: „Für einen alleine ist die Arbeit sehr viel. Und es gebe sicher genügend Kollegen, die das gerne in Anspruch nehmen würden, wenn sie zum Beispiel eine 50- oder 70-prozentige Anstellung haben könnten. Ich glaube, dass man mit solchen Beschäftigungsmodellen sicher Leute finden würde.“

Auch Lehrpraxen sollen verpflichtend werden. Die kosten Geld - aber das werden GKK, Bund, Länder und Gemeinden wohl in die Hand nehmen müssen, wissen die Ärzte.

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