Städtetourismus boomt weiter

In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Gästeübernachtungen in den neun Landeshauptstädten explodiert. Außerhalb der Zentren fiel der Zuwachs dagegen bescheiden aus. Diese Entwicklung sei noch lange nicht zu Ende, sagen Experten.

Österreichweit nahm die Zahl der Städtetouristen in den vergangenen zehn Jahren um 42 Prozent zu. Der Städtetourismus erwies sich auch als erstaunlich krisenresistent - und er profitiert von Entwicklungen, die ihm die Kunden quasi zutreiben.

„Die Leute werden älter, die Leute haben mehr Freizeit, die Leute haben höhere Einkommen und können sich dementsprechend den Städtetourismus als Zweit-, Dritt- oder Vierturlaub leisten“, sagt Bert Brugger von der Salzburger Stadt-Tourismusgesellschaft. „Darüber hinaus haben die neuen Technologien das Buchen einfacher gemacht. Und auch der Tourismus mit den Billigfliegern: Die bringen aufgrund der niedrigen Transportkosten eine Vielzahl von Touristen in die Städte.“

Passanten in der Fußgängerzone in der Salzburger Altstadt

ORF

Im Schnitt zwei Tage Kurzurlaub, nur in Wien mehr

Knapp zwei Tage verbringen Gäste durchschnittlich in Salzburg - ein österreichweit üblicher Wert für Städtetouristen. Nur in Wien bleiben Besucher etwas länger. „Der typische Städtetourist ist überdurchschnittlich gebildet“, in Österreich sei er um die 40 Jahre alt, er „ist sehr technologieaffin, aber auch kritisch“, sagt Norbert Kettner, Geschäftsführer des Wien Tourismus. „Er schaut sich genau an: Wo fahre ich hin und was wird mir dort geboten?“

Reisen von Kulturhighlight zu Kulturhighlight

Jeder sechste Städtetourist ist nach Expertenschätzungen inzwischen ein „Kulturnomade“ - ein Urlauber, der international von einem Kulturevent zum anderen reist. Das sei eine hochinteressante Gästeschicht, so Dieter Hardt-Strehmayr, Präsident von European Cities Marketing: „Die haben Geld, die haben Zeit, die nutzen diese Zeit nicht nur zu den Hauptsaisonen, sondern auch in den Nebensaisonen. Das macht sie für die Städte so spannend.“

„Kulturangebot ist eine der zentralen Frage, worüber sich Städte in Europa definieren sollten“, ergänzt Kettner. „Bei der Kultur zu sparen ist der schlechteste Weg zu sparen, weil das mittelfristig auch auf den Tourismus Auswirkungen hat.“

Zahl der Reisen wird sich verdoppeln

Eine Milliarde Reisen werden derzeit pro Jahr weltweit gezählt. Diese Zahl wird sich bis 2020 verdoppeln, sagen die Prognosen der Touristiker voraus. Die großen Gewinner dieser Entwicklung sind die Städte.

Vor allem Urlauber aus Asien werden noch stärker zum Beispiel nach Salzburg kommen, erwartet Brugger: „Salzburg hat in den letzten Jahren gesehen, dass der asiatische Markt so stark gewachsen ist, dass er Nordamerika überholt hat. Wir haben insbesondere im letzten Jahr gesehen, dass die asiatischen Staaten mit hoch zweistelligen Wachstumsraten ganz rasant zulegen. Ich gehe davon aus, dass wir aus diesen Ländern und den Ländern des ehemaligen Ostblocks in den nächsten Jahren noch deutliche Steigerungen sehen werden.“

Der Städtetourismus sollte also in den nächsten Jahren weiter boomen, auch deshalb, weil er im Gegensatz zum Erholungstourismus auf eine wesentlich breitere und zahlungskräftigere Gästeschicht aus deutlich mehr Ländern zählen kann.

Links: