Freerider-Modellprojekt für Tiefschnee

Sportgastein bei Bad Gastein (Pongau) ist Vorreiter: Im Skigebiet gibt es ein neues Testfeld zum Trainieren mit Lawinen-Verschütteten-Suchgeräten (LVS) und auf dem Kreuzkogel ein gutes Info-Angebot mit Warnbericht für Freerider und Tiefschneefreaks.

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Powdern und Freeriding lockt immer mehr - nicht zuletzt durch eine weltweite Flut von tollen Fotos und Filmen

Das sind Bilder, die viele so scharf machen auf den Tiefschnee. Waghalsige Männer stürzen sich die steilsten Wände hinunter.

Die Botschaft ist klar: Schaut her, hier rast die pure Lässigkeit zu Tal. Und es gibt viele, die auch so fahren wollen, obwohl sie es nicht können. Fast nie gezeigt werden Stürze, Lawinen, schwere Verletzungen. Auch die gehören zum Geschäft mit den tollen Bildern.

„Nicht nur eine Seite sehen“

Dass zu tollen Bildern viel Training und Erfahrung gehören, das weiß kaum jemand besser als der Tiroler Thomas Gaisbacher. Der Profi-Freerider ist auch schon in Hochglanzfilmen aufgetreten.

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Thomas Gaisbacher springt für Dreharbeiten des ORF in Sportgastein über eine Felswand

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Gaisbacher ermutigt junge Sportler zur bewussten Auseinandersetzung mit den Herausforderungen

„Selbstüberschätzung gefährlich“

Dienstag war der Freerider-Profi Gaisbacher zu Besuch im Salzburger Skigebiet von Sportgastein. Er warnt Laien und Anfänger vor unüberlegten Ausflügen ins unverspurte Gelände abseits der Pisten:

„Viele ahnen nicht, was im Hintergrund solcher Filme steht. Dazu gehören jahrelange Auseinandersetzung auch mit alpinen Gefahren, Können auf Ski und eine hervorragende Kondition. Viele sehen nur die schönen Bilder in den Medien. Sie sehen keine Stürze oder Lawinen. Das ist ein sehr zweischneidiges Schwert.“

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Neue Info Base für Tiefschneefahrer in 2.600 Metern Seehöhe auf dem Kreuzkogel

Neue Strategien und Reize

Aber wie bringt man fundierte Warnungen und gute Tipps - ohne erhobene Zeigefinger - reizvoll und ansprechend zu den Gästen und Interessierten?

Ein neues Versuchsprojekt steht dazu seit heuer auf dem Kreuzkogel von Sportgastein in 2.600 Metern Seehöhe - eine große Info-Tafel; extra für die Bedürfnisse von Freeridern geschaffen. Es gibt den aktuellen Lawinen-Lage-Bericht, eine Geländekarte mit Routen im freien Gelände und ein elektronisches Gerät zur raschen Gegenkontrolle, ob das eigene Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS) auch funktioniert und eingeschaltet ist.

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Quas propagiert modernes Risiko-Management im Breitensport

„Geübte informieren sich“

Wolfgang Quas hat an der „Freeride Info Base“ entscheidend mitgearbeitet. Er gehört zum Sportler-Netzwerk „Freeride Experience“ aus Wien und Zell am See, das der gebürtige Pinzgauer und Freerider Völker Hölzl leitet.

Quas setzt auf Aufklärung und gute Informationsarbeit für den winterlichen Spaß - und gleichzeitig für den Kampf gegen Unfälle: „Es müsste noch viel mehr Mode werden, sich mit den Gefahren zu beschäftigen. Geübte Freerider informieren sich, bevor sie ins Gelände fahren. Aber es gibt halt auch sehr viele Nachahmer und Laien, die ohne Vorbereitung fahren. Wir bieten hier nun erstmals tagesaktuelle, sportgerechte Informationen.“

Skigebiete sind zuletzt auch in die Kritik gekommen. Verleiten sie mit ihren tollen Werbebildern ohne Zusatzinformationen zu waghalsigen Manövern und Lebensgefahr? Nein, heißt es in Gastein.

Franz Schafflinger Gasteiner Bergbahnen

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Bergbahnen-Chef Schafflinger sieht Marktchancen in der positiven Darstellung von Wintersport und gutem Risiko-Management

Manager stolz auf Pionierfunktion

Franz Schafflinger ist Vorstand der Gasteiner Bergbahnen und verweist auf neue Projekte seiner Gesellschaft, mit denen diese auch bundesweit zu den Vorreitern gehört:

„Die Kritik von Bergrettern und Bergführern verstehe ich sehr wohl, und gerade deshalb thematisieren wir hier nun schon länger die Grundlagen des Freeriding. Ein erster Schritt war die Schaffung unseres Testfeldes für Verschütteten-Suchgeräte bei der Talstation. Und hier haben wir nun die neue Info Base auf dem Gipfel des Kreuzkogels. Dabei sind wir Vorreiter und stolz darauf.“

Und trotzdem: Einige wollen die Warnungen, neuen Angebote und Tipps offenbar gar nicht nutzen. Auch Dienstag sind in Gastein wieder viele ins freie Gelände gefahren - trotz erheblicher Lawinengefahr bei Warnstufe drei ohne Notfallausrüstung und ohne Sicherheitscheck auf dem Gipfel des Kreuzkogels.

Tobias Pötzelsberger und Gerald Lehner, ORF Salzburg

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