Brustkrebs: Fachärzte weisen Vorwürfe zurück

Die häufigen Ultraschall-Tests bei Brustkrebsvorsorge seien völlig berechtigt. sagen Radiologen und weisen Vorwürfe des Salzburger Krebsspezialisten Richard Greil zurück. Der sagt, nur bei einem Drittel der Frauen seien solche Untersuchungen sinnvoll.

Mammographie Brustkrebs

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Mammografie gegen Brustkrebs

Der Radiologe Rudolf Kaiser vom Diakonissenkrankenhaus in der Stadt Salzburg untersucht - aus persönlicher Überzeugung und aus medizinisch sehr wichtigen Gründen, wie er sagt - alle Frauen bei der Bruskrebsvorsaorge zusätzlich mit Ultraschall.

Das führt er auch bei allen Frauen durch, bei denen das Brustdrüsengewebe nicht sehr dicht ist.

„Kleinste Tumoren erkennbar“

Bei dichten Geweben ist die Ultrschalluntersuchung ohnehin nicht umstritten. Aber er habe mit Ultraschall schon oft auch kleinste Tumoren entdeckt, sagt Kaiser: „Die Abrechnung bei uns läuft so, dass ich für Ultraschall-Untersuchungen keinen Cent mehr bekomme. Ich mache aber seit 17 Jahren bei jeder Mammografie immer einen Ultraschall dazu, weil die Qualität der Untersuchung dadurch wesentlich besser ist.“

Der Radiologe Herbert Schurich setzt den Ultrschall in ca. 95 Prozent der Untersuchungen ein. Ausgenommen wird nur, wer sich klar dagen ausspricht. Es sei dikriminierend, Frauen auszuschließen, sagt Schurich. Kleinste Karzinome - vor allem in Grenzbereichen der Brust - könnten nur mit Ultraschall erkannt werden.

„So gering bezahlt, dass es läppisch ist“

Den latenten Vorwurf, dass Radiologen die vielen Untersuchungen rein aus finanziellen Gründen machen würden, kosten Schurich einen Lacher: „Da ist so gering bezahlt, dass es läppisch ist. Pro Brust sind es weniger als zehn Euro, obwohl es so aufwändig ist.“

Die Radiologen Ernst Doringer und Veronika Niederwieser greifen - nach eigenen Angaben - bei deutlich mehr als 50 Prozent der Vorsorgeuntersuchungen zum Ultraschall - weil es einfach notwendig sei, um sicher zu gehen.

Christian Weisman ist Leiter der Abteilung für Brustkrebsvorsorge an den Landesklinken. Er betont, dass mehr als die Hälfte der Frauen zwischen 40 und 50 Jahren ein dichtes Brustdrüsengewebe haben und daher generell öfter der Ultraschall nötig sei.

Ausnahme: Ältere Frauen

Den Vorwurf des Salzburger Krebsspezialisten Greil, es werde zu oft mittels Ultrschall untersucht, lässt Weismann höchstens in einem Fall gelten: „Für die Gruppe der älteren Damen mag das wohl stimmen. Man muss sich aber auch da den Einzelfall genau ansehen.“

Nächstes Jahr soll in Österreich ein allgemeines Screening gegen Brustkrebs eingeführt werden.

Link:

Kritik an Ultraschall bei Brustkrebsvorsorge (salzburg.ORF.at; 03.02.2012)