Starker Lehrlingsmangel - Ende nicht absehbar

11.000 junge Menschen in Salzburg absolvieren derzeit eine Lehre. Nächstes Jahr werden es schon um ein Viertel weniger sein. Die Konkurrenz ist hart - im Rennen um die Ausbildung junger Leute liegen Schulen vorne.

Experten befürchten eine Verschärfung des Lehrlingsmangels im Bundesland Salzburg. Derzeit machen 11.00 Lehrlinge in Salzburg die Ausbildung zum Facharbeiter. Im kommenden Jahr werden es nur noch knapp mehr als 8.000 Lehrlinge sein. Für den Lehrlingsschwund sind mehrere Gründe verantwortlich.

Einerseits sind die weiterbildenden Schulen eine harte Konkurrenz zu den Lehrberufen. Andererseits fehle auch vielen Jugendlichen bestimmte Grundkenntnisse in Mathematik und Lesen, sodass sie für einen Lehrberuf nicht qualifiziert sind. Selbst renommierte Ausbildungsstätten wie das W&H Dentalwerk in Bürmoos (Flachgau) findet nicht genug Lehrlinge.

Lehrlinge im W&K Dentalwerk

ORF

Im W&H Dentalwerk werden derzeit 50 Lehrlinge ausgebildet.

Nachwuchsmangel in vielen Bereichen

Das W&H Dentalwerk beschäftigt allein in Bürmoos 650 Mitarbeiter und gilt in Salzburg als ein Vorzeigebetrieb bei der Ausbildung von Lehrlingen. Derzeit werden mehr als 50 junge Menschen dort ausgebildet - zu Zerspanungstechnikern, Mechatronikern, Industriekaufleuten, Elektrotechnikern oder auch zu Informationstechnologen.

Das Angebot ist breit, das Dentalwerk hat einen guten Ruf. Und dennoch findet sich im nördlichen Flachgau - weitab von der Schulhochburg Salzburg - immer weniger Nachwuchs. „Wir hätten letztes Jahr zwölf Lehrlinge aufnehmen können, aber der zusätzliche Aufwand hat sich nicht gelohnt. Jetzt haben wir acht Personen aufgenommen“, sagt Personalentwickler Erich Haas.

„Immer mehr Jugendliche sind unvermittelbar“

Mechanikermeister Gerhard Höggerl bildete in seinem Leben 140 Jugendliche aus. Für die klassische Lehrlingsausbildung hin zum Facharbeiter sieht er aber schwarz: „Es sind heute immer mehr Jugendliche, die für ein Gewerbe unvermittelbar sind. Das werden ihnen auch die Berufsschulen bestätigen. Wir haben das Problem, dass auf die Technik schon in den Grundschulen nicht mehr richtig eingegangen wird. Mathematik ist das große Problem. Ein Mechaniker muss logisch denken und das geht nicht, wenn man die Mathematik nicht versteht.“

Im klassischen Lehrberuf Frisör gibt es hingegen bisher kein Problem, Nachwuchs zu finden. Ulrike Pachler hatte noch nie mit Lehrlingsmangel zu kämpfen: „Die Lehrlinge haben sich immer selbst gemeldet, weil sie wussten, dass ich gerne Lehrlinge ausbilde.“

Lehrlingsmangel führt zu Facharbeitermangel

Mit diesem Lehrlingsschwund geht auch ein Facharbeitermangel einher. Die Wirtschaft ist deshalb auch daran interessiert, wieder mehr Jugendliche zur Lehre zu motivieren. Rudolf Eidenhammer, der Lehrlingsexperte der Wirtschaftskammer Salzburg, sieht neue Möglichkeiten: „Es wird notwendig sein, Potentiale, die derzeit nicht voll ausgeschöpft sind, besser zu nutzen.“

Eidenhammer gibt konkrete Beispiele: „Ich denke an Jugendliche mit Migrantionshintergrund, an Jugendliche, die sich ohne Ausbildung nach der Pflichtschule im Arbeitsmarkt durchschlagen, an ältere Arbeitnehmer, die sich nachqualifizieren wollen und wir brauchen auch eine bessere Ausbildung für Frauen. Man wird in allen Bereichen Potentiale ausschöpfen müssen, um dem Facharbeitermangel einigermaßen entgegenwirken zu können.“

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