Salzburg Museum in großer Geldnot

Wegen des Sparzwanges und neu übernommener Museen plant das international renommierte Salzburg Museum 2012 nur noch vier Sonderausstellungen im Haupthaus. Direktor Erich Marx betont, man bräuchte dringend mehr Geld von der zuständigen Politik.

Salzburg Museum mit Gaisberg

Gerald Lehner

Westseite des Haupthauses des Salzburg Museums beim Residenzplatz - mit Turm des Glockenspiels

Das Salzburg Museum wurde seit 1. Jänner 2012 deutlich größer. Das Barockmuseum beim Mirabellplatz sowie das Halleiner Keltenmuseum ergänzen ab sofort die vorhandenen fünf Museumsstandorte.

Zugleich aber streicht das Museum - das in den letzten Jahren durch zahlreiche internationale Auszeichnungen auffiel und ein Aushängeschild Salzburgs ist - vor allem im Haupthaus beim Mozartplatz eine Reihe von Ausstellungen. Grund: Vom mehr als 7,8 Millionen Euro umfassenden Budget bleiben heuer nur 200.000 Euro für den laufenden Ausstellungsbetrieb übrig.

Diese schwierige Situation in Zeiten vielfacher Sparankündigungen durch die Politik gab die Leitung des Museums am Dienstag bei ihrer Jahrespressekonferenz bekannt.

Direktor: „Haben kaum noch Spielraum“

Zurzeit gibt es 90 Planposten im Museum sowie eine Vielzahl von Restaurations-, Forschungs- und Wartungsarbeiten in fünf plus zwei Häusern. Allein in die Sanierung des Spielzeugmuseums im Bürgerspital wurden zwei Millionen Euro investiert.

„Wir haben kaum noch Spielraum“, sagt Direktor Erich Marx: „Zwei Drittel des Budgets fließen ins Personal, und permanent fallen Dinge an wie die Erneuerung aller Computerserver. Wir haben immer darauf hingewiesen, dass die Schaffung von Infrastruktur etwa zehn Prozent der Bausumme an Mehrkosten für den Betrieb nach sich zieht. Diese Budgetsteigerungen durch die zuständige Politik sind nie entsprechend gekommen. Im Gegenteil, das Land hat den relevanten Budgetposten ‚Sachaufwände‘ seit Jahren eingefroren.“

Von 16 Sonderschauen auf vier

Zwangsläufig hat Marx also die Zahl der großen und kleinen Sonderausstellungen im Haupthaus am Mozartplatz drastisch reduziert, und zwar von etwa 16 in den vergangenen Jahren auf heuer nur noch vier. Bereits 2011 waren es deutlich weniger temporäre Sonderausstellungen, mit denen die auf 15 Jahre konzeptionierten Dauerausstellungen ergänzt wurden.

Rückgänge beim Publikum

Das Publikum reagierte prompt - statt 91.600 Besuchern im Jahr 2010 kamen 2011 nur noch 86.800, das ist ein Minus von mehr als fünf Prozent. Dank Festungsmuseum ist die Gesamtbilanz mit plus 5,5 Prozent dennoch positiv. In diesen unverwüstlichen touristischen Dauerbrenner strömten 577.000 statt 547.000 Besucher - alle anderen Standorte aber schrieben kräftige Publikumsrückgänge zwischen fünf und 13 Prozent.

„Million mehr pro Jahr wäre wichtig“

„Für einen halbwegs normalen Ausstellungsbetrieb brauchen wir zusätzlich 300.000 Euro“, sagt Marx: „Da sind keine großen Sprünge möglich. Und wenn wir 2016 das Thema ‚200 Jahre Zugehörigkeit Salzburgs zu Österreich‘ mit guten Leihgaben entsprechend groß aufbereiten wollen, dann sind noch einmal 700.000 bis 800.000 Euro nötig“, erläutert der Museumsdirektor.

2012: Alpingeschichte der Tauern

Mit „Die Hohen Tauern - Kunst und Alpingeschichte“ sowie der zeitgleich präsentierten Ausstellung „Landschaft alpin“ versucht das Museum, verlorenes Terrain wiedergutzumachen. „Ich bin sicher, das interessiert die Leute“, sagt Marx, „der Alpenverein feiert 150 Jahre, wir zeigen die mythenumwehte Welt der Alpen in großformatigen Gemälden von der Romantik bis zur Gegenwart. Einige davon werden von Helmut Ditsch gerade erst gemalt.“

Weiters auf dem Jahresplan des Salzburg Museums stehen eine Schüler-Ausstellung im Rahmen der „Ars Sacra“ sowie „Ungehalten“, eine Sonderausstellung über die Salzburger Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Irma von Troll Borostyany (1847-1912).

Zukunft des Barockmuseums

Das ins Salzburg Museum eingegliederte Barockmuseum wird bis Jahresende am Standort Mirabellplatz weiterbestehen und heuer barocke Tierzeichnungen, eine Fotodoku über das barocke Ornament sowie großformatige Aquarelle über Wohnräume im Barock zeigen. Mit Jahresende soll das renovierungsbedürftige und als „Sound of Music“-Museum vorgesehene Haus geschlossen werden.

Mit den Beständen werden die Winter-Ausstellungen sowie eine von sechs Sommer-Ausstellungen im neuen „Dom-Quartier“ organisiert. In diesem musealen Rundgang über Dom, Dommuseum, St. Peter, Wallistrakt der Universität, Franziskanerkirche, Residenzgalerie und zurück in den Dom soll ab Herbst 2013 vor allem die Barockstadt Salzburg dargestellt werden.

Übernahme des Keltenmuseums

Auch im Keltenmuseum in Hallein (Tennengau) soll umgebaut werden, welche und wie große Ausstellungen es dann aber geben wird, sei aus den finanziellen Gründen noch weitgehend offen. Sicher ist bloß, dass die berühmte Halleiner Schnabelkanne - sie gilt als der wichtigste Fund aus der Keltenzeit in Hallein - in die Salinenstadt zurückkehrt. Außerdem wird das Salzburg Museum im Keltenmuseum in der Ausstellung „Typisch Hallein“ seine besten Stücke mit Hallein-Bezug präsentieren.

Grundsätzlich sind das Keltenmuseum für die Frühgeschichte bis zur Römerzeit und die Standorte in der Stadt Salzburg für alle Epochen nach der Römerzeit vorgesehen. In der leer stehenden Voliere (Vogelhaus) beim Mirabellplatz will Marx eine Art „Servicecenter Barock“ installieren. Geld ist dafür aber noch nicht budgetiert.

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