Missbrauchsvorwurf: Neue Gutachter entlasten Ex-Domprediger

Nach schweren sexuellen Missbrauchsvorwürfen einer Salzburgerin gegen Ex-Domprediger Peter Hofer geht der Streit von Gutachtern in die nächste Runde. Zwei Sachverständige sprechen nun von „gravierenden Mängeln“ in dem Gutachten, das Hofer belastet.

Salzburger Dom

Gerald Lehner

Salzburger Dom, in dem Peter Hofer viele Jahre als Prediger tätig war - neben seinen Aufgaben als Hochschul-Seelsorger und Universitätsprofessor.

Zum Beweis seiner Unschuld hatte der vom Dienst freigestellte Geistliche im Frühjahr ein aussagepsychologisches Gutachten über die Glaubhaftigkeit der Frau veranlasst, von der die massiven Vorwürfe stammen.

Neue Gutachter orten Fehler

Da die Expertise aber den Priester belastet, ließ dieser das Papier von zwei weiteren Gutachtern überprüfen. Die beiden Sachverständigen hätten darin „gravierende Fehler“ festgestellt, erklärt nun Hofers Rechtsanwalt Fritz Müller.

Das Privatgutachten, das von dem Innsbrucker Psychologen Salvatore Giacomuzzi erstellt worden war, „ist nachweisbar mit unglaublichen und gravierenden Fehlern behaftet und vom Ergebnis her falsch“, resümiert Müller.

„Schlussfolgerungen Giacomuzzis sind falsch“

War schon Günter Köhnken vom Institut für Psychologie an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel zu der Ansicht gekommen, dass die Schlussfolgerungen Giacomuzzis hinsichtlich der Aussagefähigkeit der Frau als auch der Glaubwürdigkeit ihrer Angaben „im günstigsten Fall nicht nachvollziehbar, sehr wahrscheinlich aber falsch“ seien, so habe auch der gerichtlich zertifizierte Sachverständige Alexander Gappmaier aus Salzburg „gravierende Fehler“ aufgedeckt, betont der Rechtsanwalt.

Die Nachvollziehbarkeit und Transparenz, als auch die Schlüssigkeit des Gutachtens von Giacomuzzi sei keinesfalls gegeben, „es wurde ebenso eine erhebliche beziehungsweise eindeutige Parteilichkeit seitens dieses Gutachters evident“, zitiert Müller aus Gappmaiers Gutachten.

„Aussagen der Frau nicht glaubhaft“

Die Methodik weise gravierende Mängel auf, die Aussagen der 47-jährigen Salzburgerin, die an einer schweren Persönlichkeitsstörung leide, „können zum gegebenen Zeitpunkt keinesfalls als glaubhaft gewertet werden, dafür bestehen in ihren Ausführungen unter anderem zu viele Widersprüche in sich. Zudem erhärtete sich der Verdacht, dass die Zeugin Opfer einer Psychotherapie-Indoktrination geworden ist“.

Position des Verteidigers der Frau

Falls die Expertise von Giacomuzzi nicht akzeptiert werde und Hofer nicht bereit sei, für die Therapie- und Heilungskosten aufzukommen, werde man diese zivilrechtlich einklagen. Das hatte der gegnerische Rechtsanwalt der Salzburgerin, Nikolaus Bauer, in der Vorwoche angekündigt. Es gebe keinen Grund, an der 104 Seiten langen Expertise zu zweifeln. Der Gutachter habe mit seiner Mandantin fünf bis sechs Stunden gesprochen und ein umfangreiches psychologisches Testverfahren durchgeführt, sagt Bauer.

Was bisher geschah ...

Der emeritierte Universitätsprofessor und frühere Domprediger Peter Hofer hatte im März 2011 bei einer Pressekonferenz eine sexuelle Beziehung mit der Frau zwar zugegeben, den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs aber vehement bestritten.

Die Salzburgerin hatte zuvor dem Nachrichtenmagazin „profil“ geschildert, sie sei von Hofer in den 1980er Jahren, als er die Stadtpfarre Nonntal geleitet hatte, mehrfach vergewaltigt worden. Zu Beginn der Tat sei sie noch nicht volljährig gewesen.

Die Rechtfertigung des ehemaligen Dompredigers und Pfarrprovisors von St. Jakob am Thurn: Er habe eine intime Beziehung in den Jahren 1985 und 1986 geführt, „als die Frau erwachsen war“, sie aber nie zum Sex gezwungen und ihr nie Gewalt angetan. Der Fall ist strafrechtlich verjährt, das kirchenrechtliche Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. „Die Akten liegen in Rom“, hieß es am Mittwoch dazu aus der Erzdiözese.

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