Kein Sport- und Kulturzentrum für den Lungau

Tamsweg (Lungau) bekommt kein neues Sport- und Kulturzentrum. Donnerstagabend schmetterten ÖVP und FPÖ in der Gemeindevertretung den längst fix vereinbarten „Kubus 1024“ ab. Dem ging eine heftige Debatte voraus - auch mit Kritik am Gesinnungswandel.

Grafik-Entwurf: Kubus1024, Kultur- und Sportzentrum für Tamsweg

kubus1024.at

Entwurf des Architekten-Teams

Der „Kubus 1024“ - das erste Kultur- und Sportzentrum für die strukturschwache Region Lungau - hätte insgesamt 8,3 Millionen Euro gekostet. Mehr als fünf Millionen Euro hätte das Land Salzburg zugeschossen.

Donnerstagabend um 21.15 Uhr wurde das Projekt politisch endgültig beerdigt. ÖVP und FPÖ lehnten aus Kostengründen das Kultur- und Sportzentrum ab. Die Tamsweger Sozialdemokraten und Grüne stimmten dafür - 16 zu acht hieß das am Ende. Da half es auch wenig, dass vor der Sitzung die Lungauer Kulturvereinigung mehr als 1.100 Unterschriften für das Projekt gesammelt hatte.

Robert Wimmer, Obmann der Lungauer Kulturvereinigung

Lungauer Kulturvereinigung

Enttäuschung nach den Zusagen, einst auch von der ÖVP: Wimmers Team macht dennoch weiter mit regionaler Kulturarbeit.

Wimmer: „Ging nur noch ums Angstmachen“

Vereinsobmann Robert Wimmer zeigt sich erschüttert über die Entwicklung: „Wir haben es schon vor einigen Wochen geahnt, weil es nicht mehr um die Sache gegangen ist sondern nur noch ums Angstmachen. Das Projekt wurde schlechtgeredet. Wir müssen diese Entscheidung akzeptieren und können leider nichts tun. Nach den vor langer Zeit gemachten Zusagen sind wir nun natürlich sehr enttäuscht.“

ÖVP ging von fixer Zusage ab

In der Sitzung selbst standen sich die Aussagen der Bürgermeisterpartei ÖVP und der SPÖ als größter Opposition völlig unvereinbar gegenüber. Der schwarze Bürgermeister sagt nun, es seien „auschließlich die Finanzen, die dieses Projekt verhindern“. Vor zwei Jahren hatte auch die Tamsweger Volkspartei das Projekt noch fix zugesagt und für gut befunden.

SPÖ: „Projekt wäre absolut finanzierbar“

Der rote Vizenbürgermeister widerspricht dem Bürgermeister vehement. Die geplante Mehrzweckhalle für Sport und Kultur „wäre absolut finanzierbar gewesen“, sagt der Tamsweger SPÖ-Parteichef und Vizebürgermeister Klaus Repetschnig. Er rechnet dem Bürgermeister unter anderem die Mehreinnahmen der Gemeinde durch höhere Bundesertragsanteile vor.

Bürgermeister Alois Lankmayer (ÖVP) argumentiert nun - für viele überraschend - mit dringend nötigen Investitionen für Feuerwehr und Volksschule. Deshalb - so Lankmayer - könne Tamsweg seinen Anteil am Kultur- und Sportzentrum nicht leisten. Er verweist auf jährlich 300.000 Euro für Betriebskosten und die Schuldentilgung auf 20 Jahre.

Schon 660.000 Euro in Projekt gesteckt

Dieser späte Gesinnungswandel der Bürgermeisterpartei ÖVP kommt die Gemeindekasse dennoch teuer zu stehen: 660.000 Euro hat Tamsweg für die Planung des schon vor zwei Jahren fix vereinbarten und nun doch wieder abgesagten Kultur- und Sportzentrums zu bezahlen.

Kritik aus der Landesregierung

Für Salzburgs Kultur- und Finanzreferent LHstv. David Brenner (SPÖ) ist diese Entscheidung der Gemeinde Tamsweg ein „schwerer Rückschlag für Kunst und Kultur“. Das Land Salzburg sei bereit gewesen, den Bau des Kultur- und Sportzentrums mit mehr als fünf Millionen Euro zu unterstützen, sagt Brenner. Im August seien die Finanzierungsverträge unterzeichnet worden. Die radikale Kehrtwende von ÖVP und FPÖ jetzt sei mehr als verwunderlich, ergänzt Brenner.

Detail am Rande: Ohne Einspruch eines einzelnen Anrainers wäre mit dem Bau des nun abgesagten Sport- und Kulturzentrums längst begonnen worden.

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- Kritik an „Absage“ von Tamsweger Kulturzentrum (salzburg.ORF.at)