Gletscher-Skizirkus profitiert von Trockenheit

Des einen Leid, des anderen Freud: Der allgemeine Schneemangel und die Trockenheit in niedrigeren Regionen bescheren dem Skizirkus auf dem Gletscher des Kitzsteinhorns bei Kaprun (Pinzgau) gewaltigen Ansturm von Sportlern.

Kitzsteinhorn bei Kaprun

ORF

Sehr viel Schnee hat es da oben auch nicht, aber immerhin eine weiße Insel.

Die Gemeinde Kaprun ist zur Zeit eine Wintersport-Oase und Mekka für Skifahrer und Snowboarder aus dem In- und Ausland.

Kapruns Tourismusbetriebe profitieren massiv von der Tatsache, dass es in Europas Regionen mit geringeren Seehöhen noch kaum Stäubchen Schnee gibt. An Wochenenden sind viele Quartiergeber in Kaprun komplett ausgebucht.

In der Pinzgauer Gemeinde gibt es schon jetzt so etwas wie Wintersaison-Stimmung in den Straßen. Während die Pisten ins Tal, so wie in den Ostalpen überall anderswo auch, bestenfalls mit einigen Kunstschneehügeln aufwarten können, brummt oben auf dem Kitzsteinhorn schon längst das Geschäft mit dem Wintersport.

Kitzsteinhorn bei Kaprun

ORF

Wenn man genau schaut, sieht man, wie wenig Schnee auch im Hochgebirge der Tauern derzeit liegt.

Auch Nationalteams im Training

Der Kapruner Gletscher zieht während der Woche täglich immerhin bis zu 2.500 Schneehungrige in seinen Bann. Die Gäste kommen aus vielen Teilen Europas, einige auch aus Übersee.

Profis aus Nationalteams von Skifahrern und Snowboardern schmelzen bei diesen Pisten-Bedingungen auf knapp 3.000 Metern fast dahin: „Es geht fast zu gut für das Training, der Schnee ist super zu fahren.“

Ohne Kunstschnee ginge auch hier nichts

Ein älterer Skifahrer sagt, ihm gehe das Herz auf: „Wenn hier heroben plötzlich die weiße Pracht da ist.“

Aber hinter dem Sportler sind auch in dieser großen Seehöhe noch apere Flecken neben dem Kapruner Gletscher zu sehen.

Kitzsteinhorn bei Kaprun

ORF

Selbst auf dem Kitzsteinhorn würde in diesen Tagen ohne künstliche Beschneiung wenig oder nichts gehen, denn auch ganz weit oben ist Naturschnee noch immer Mangelware in diesem Spätherbst.

Häufchen von Kunstschnee bei Schneemangel auf Pisten

ORF

Alle Bilder dieser Story (mit Ausnahme des letzten) sind aktuell vom 23. November 2011. So sehen Salzburger Pisten in niedrigeren Regionen derzeit aus - mit Glück gelingt es Betreibern, bei kurzen Minusgraden ein paar Häufchen Kunstschnee zu erzeugen.

Ort zum Teil völlig ausgebucht

Vom Treiben auf dem Gletscher profitieren bereits seit Mitte Oktober naturgemäß auch die Bettenvermieter im Tal. Zimmer sind hier vereinzelt nur von Montag bis Mittwoch zu haben. Richtung Wochenende sieht das seit Wochen völlig anders aus, sagt der Hotelier Helmut Vötter: „Mittwoch reisen viele an, und ab Donnerstag sind wir dann über das Wochenende voll. Für uns ist das hervorragend, aber ich wünsche mir auch für die anderen Orte, dass bald Schnee fällt.“

Plus 50 Prozent in Kaprun

Der Kapruner Bürgermeister Norbert Karlsböck betont, die Zuwachsraten seiner Gemeinde im Tourismus seien heuer deutlich zweistellig: „Im Oktober hatten wir sogar 50 Prozent plus. Und wir gehen davon aus, dass der November heuer auch sehr gut liegen wird.“

Golfplatz im Dezember 2006 bei Eugendorf

ORF

Golf am Nikolaustag 2006

Kein Neuschnee in Sicht derzeit

Als Trost für alle anderen sei gesagt, dass die Wintersaison noch immer irgendwann begonnen hat. Ein langer und milder Herbst ist - über die Jahrzehnte betrachtet - keine Seltenheit.

Auch im Jahr 2006 dauerte es länger, bis Frau Holle sich zur weißen Pracht herabließ. Damals hat man immerhin auch noch am Nikolaustag und später im Jahr auf der Golfwiese in Eugendorf (Flachgau) bei sehr mildem Wetter abgeschlagen.

Mehr zum Thema:

- Trockenheit: Trinkwasser im Frühjahr in Gefahr? (salzburg.ORF.at)
- Trainings-Andrang auf dem Kitzsteinhorn (salzburg.ORF.at)
- Kaprun: Sommer-Plus für Gletscherbahnen (salzburg.ORF.at)