Osterfestspielaffäre: Anklagen fertig

Die Salzburger Staatsanwaltschaft will in der Affäre rund um die Osterfestspiele deren ehemaligen Geschäftsführer und den Ex-Technikchef der Festspiele anklagen. Sie sollen rund 657.000 Euro Schaden verursacht haben. Oberstaatsanwalt und Ministerium müssen noch zustimmen.

Eineinhalb Jahre ermittelte die Staatsanwaltschaft nach dem Auffliegen der Osterfestspielaffäre - insgesamt 14 Verdächtige gerieten in ihr Visier. Zwischen 1997 und Dezember 2009 gab es ungereimte Geldflüsse von rund zwei Millionen Euro. Doch gegen sechs Beschuldigte wurde das Verfahren bereits eingestellt, drei weitere Einstellungen sollen noch folgen. Die Verfahren gegen drei Geschäftsführer von zwei Zulieferfirmen wegen des Verdachts der betrügerischen Krida wurden ausgelagert.

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Damit bleibt die Anklage gegen Michael Dewitte, den ehemaligen Geschäftsführer der Osterfestspiele, und gegen Klaus K., den ehemaligen technischen Direktor der Sommerfestspiele. Ihnen wird in dem Vorhabensbericht der Staatsanwaltschaft Untreue bzw. Beihilfe dazu vorgeworfen. Sie sollen die 657.000 Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.

Dewitte der Hauptbeschuldigter

Der Ex-Geschäftsführer der Osterfestspiele wird als Hauptverdächtiger geführt. Er soll laut Staatsanwaltschaft 615.000 Euro widerrechtlich verwendet haben - für sich und teilweise auch für den damaligen technischen Direktor Klaus K. In diesen Betrag inbegriffen ist auch die dubiose „Provisionszahlung“ von 300.000 Euro aus einer Spende des russischen Mäzens Igor Vidyaev. Weiters soll sich Dewitte ungerechtfertigt als Geschäftsführer des „European Art Forum“ angemeldet haben, obwohl Tätigkeiten für diesen Verein grundsätzlich ehrenamtlich erfolgten. Für den Verein sei ein Schaden in der Höhe von 35.666 Euro wegen der zu leistenden Abgaben- und Sozialversicherungsbeiträge entstanden.

Dem ehemaligen technischen Direktor Klaus K. wirft die Staatsanwalt Beitragstäterschaft zur Untreue in der Höhe von zumindest 300.000 Euro vor. Dabei handle es sich wieder um die Provisionszahlung aus der Vidyaev-Stiftung. Diese Summe ging nicht an den Verein der Förderer der Osterfestspiele, sondern Dewitte soll sich den Betrag an eine Briefkastenfirma mit Sitz in Belize in der Karibik weitergeleitet haben. Klaus K. habe die Briefkastenfirma gegründet und Konten zur Transferierung der Gelder eingerichtet, heißt es. Vidyaev hatte den Osterfestspielen eine Spende über insgesamt 2,5 Millionen Euro zugesagt. Er überwies in einer ersten Tranche 800.000 Euro, davon soll sich Dewitte die Provision abgezweigt haben.

Oberbehörden müssen noch zustimmen

Die Anklage muss jetzt noch von der Oberstaatsanwaltschaft Linz und vom Justizministerium genehmigt werden: „Es handelt sich hier um einen großen und komplexen Wirtschaftsakt - deswegen wurde er auch als berichtspflichtiger Akt angesehen“, sagt Staatsanwaltschafts-Sprecherin Barbara Feichtinger.

Die Oberbehörden können noch Ermittlungsergänzungen anordnen. Wann der Bericht wieder zurück nach Salzburg kommt, ist noch offen. Möglicherweise könne sie die Anklage vor Weihnachten verkünden, sagte Feichtinger.

Neuorganisation nach Affäre

Nach dem Auffliegen der Affäre wurden die Osterfestspiele im Jahr 2010 organisatorisch auf völlig neue Beine gestellt: Stadt, Land und Salzburger Land Tourismus Gesellschaft halten jetzt je 20 Prozent an dem Festival, die „Herbert von Karajan“-Osterfestspiel-Stiftung 25 Prozent und der Verein der Förderer der Osterfestspiele 15 Prozent.

Die Berliner Philharmoniker, die seit der Gründung der Osterfestspiele 1966 jedes Jahr bei dem Festival mit Konzerten und einer Opernproduktion aufgetreten waren, beenden mit 2012 ihr Engagement in Salzburg. Stattdessen spielen ab 2013 die Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann - das Orchester ist dann auch im Aufsichtsrat des Festivals vertreten.