USA und Indien: Salzburger Krampusfilm bei Festivals

Beim Filmfestival Houston (US-Staat Texas) und in Indien läuft demnächst der neue Film der Salzburger Regisseurin Gabriele Neudecker an. „Gruß vom Krampus“ zeigt Salzburger Winterbrauchtum zwischen uralter Tradition und modernem Leben.

Gabriele Neudecker Regisseurin aus Köstendörf

Pimp the Pony Productions

Gabriele Neudecker

Das „Worldfest Houston“ mit seinem internationalen Filmwettbewerb beginnt am 20. April und dauert neun Tage. Aus weltweit insgesamt 1.800 Einreichungen hat die texanische Jury 50 abendfüllende Kinofilme zur Präsentation und für den Wettbewerb ausgewählt. Regisseurin Gabriele Neudecker aus Köstendorf (Flachgau) wurde eingeladen, ihren aufwendig geplanten, gedrehten und produzierten Streifen in Houston selbst vor großem Publikum vorzustellen. Aus Texas hört man, viele seien begeistert über den Salzburger Krampusfilm, der für nordamerikanisches Publikum wohl sehr exotisch, archaisch und dennoch zeitgemäß modern daherkommen dürfte.

Weitere Nominierung in Indien

Vor wenigen Tagen wurde „Gruß vom Krampus“ noch dazu vom renommierten Dada Saheb Phalke Film Festival in Indien für das dortige Programm und den laufenden Wettbewerb ausgewählt.

Sammlung an Masken

ORF

Handgeschnitzte alpine Masken in traditionellen Formen, abseits des neueren, von Hollywood inspirierten Horrorkitsches

Das Kino zeigt Film im November 2018

In Salzburg soll der Film erst im kommenden November zu sehen sein – im Filmkulturzentrum Das Kino und noch rechtzeitig vor Beginn der kommenden Nikolaus- und Krampussaison. Es geht nicht nur um die klassischen Krampusse, sondern auch um Salzburger Perchten, die historisch und kulturell nichts mit dem Nikolaus oder Krampus zu tun haben. Perchtenläufe finden wesentlich später im winterlichen Jahreslauf bzw. erst um den Jahreswechsel statt.

„Gerade die junge Generation belebt heute die wilden Geister rund um Krampus, Percht, Hex- und Habergoaß wieder. Das Krampus- und Perchtenbrauchtum als immer wiederkehrendes Winterritual erfüllt das Verlangen der modernen Menschen nach Veranstaltungen mit tieferem Sinn. Darin steckt sehr viel, was die Menschen motiviert und begeistert: Maskieren, Verkleiden, sich körperlich verausgaben. Man schlüpft in andere und stärkere Rollen, beschwört die Natur und eine metaphysische Ordnung der Dinge“, heißt es in einer Filmbeschreibung.

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Assoziationen zu indianischem Brauchtum?

Gerade in Houston, Texas, könnte das zu den vielschichtigen, christlichen und heidnischen Regionalkulturen der Nachkommen von Einwanderern und Ureinwohnern ganz gut passen. Dort haben viele Familien deutsche bzw. bayerische und auch ostalpine Wurzeln. Andererseits dauerten die Indianerkriege in Texas am längsten.

Die Comanchen im Südwesten der USA widersetzten sich weißen Siedlern und der US-Armee bis fast ans Ende des 19. Jahrhunderts - viel länger und viel erfolgreicher als die Sioux, Cheyenne und Kiowa weiter im Norden. Die wegen ihrer Brutalität und Rücksichtslosigkeit gegen weiße Frauen und Kinder auch sehr gefürchteten Comanchen zelebrierten vor Feldzügen und größeren Überfällen auf Siedlungen ihre uralten Fruchtbarkeits-, Sonnen- und Kriegstänze mit vielerlei Masken und Verkleidungen.

Nicht der erste internationale Erfolg

Regisseurin Neudecker hat für ihre Filme schon mehrfach Preise und Aufführungen bei prominenten Festivals eingeheimst. Zuletzt wurde „Deserteur!“ ein internationaler Erfolg. Darin geht es um Widerständler, die sich dem Dienst in Hitlers „Deutscher Wehrmacht“ widersetzten und den Nationalsozialismus bekämpften.

Vier junge Männer leben und leiden zwischen individueller Freiheit, traumatischen Erinnerungen und gesellschaftlicher Ausgrenzung im Hungerwinter 1946. Der Bauer, der Ministrant, der Koch und der Schweinemeister erzählen wahre Geschichten über Widerstand, Verweigerung und Desertion aus der Hitler-Armee. Der auf realen Schicksalen und hundert Interviews mit Zeitzeugen basierende Film greift ein letztes österreichisches Tabuthema auf. Erst 2009 wurden Deserteure in Österreich offiziell von Regierung und Nationalrat rehabilitiert. „Die gesellschaftliche Ächtung der Deserteure der Wehrmacht hält unvermindert an“, sagt Regisseurin Neudecker.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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