Wie gefährlich sind „Krampus“-Events?

In Salzburg sind Veranstalter von Krampusläufen überzeugt, dass bestehende Sicherheitsmaßnahmen gegen Schläger und Gewalttäter ausreichen. Neuerdings werden solche Events auch als „Perchtenläufe“ vermarktet, obwohl sie keine sind.

Krampus Kramperl Ork Monster

ORF

Mit traditionellen Salzburger Maskenformen von Krampussen hat dieses Horrorfilm-Design wenig bis nichts zu tun

Seit einigen Jahren bezeichnen kommerzielle und andere Veranstalter ihre Events mit krampusartigen Horrorgestalten und von Hollywood inspirierten Masken bundesweit als „Perchtenläufe“. Historiker, Volkskundler, Ethnologen und „echte“ Perchtenläufer kritisieren diese Entwicklungen. Der Begriff „Perchten“ habe mit der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit nichts zu tun, betonen die Fachleute.

„Perchten“ im Dezember, die keine sind

Die in vorchristlicher Zeit wurzelnden Perchtenläufe gehören seit Jahrhunderten ausschließlich zu speziellen Salzburger Bergregionen - genauer gesagt zu Rauriser Tal, Gasteiner Tal, zum zentralen Pongau und zum Ennspongau, wo sie auch abwechselnd in einzelnen Gemeinden jeweils nur alle vier Jahre stattfinden. Und immer nur mit deutlichem Zeitabstand zu Weihnachten und nach Neujahr, wenn die bösen Geister und Dämonen des Hochwinters ausgetrieben werden sollen, um zumindest symbolisch schon dem Frühling Platz zu machen. Perchtenläufe markieren das Ende der hochwinterlichen Rauhnächte, wenn die Tage schon wieder ein wenig länger werden, und die Hoffnung der Menschen auf genügend Nahrung, Gesundheit und ein gutes Leben wächst. Um die Polarität des Daseins darzustellen, gehen neben rituellen Figuren der „Schiachen“ auch die „Schönperchten“ mit schwerem, hohem, aufwändig gearbeitetem Kopfschmuck. Dessen kleine Spiegel und Verzierungen symbolisieren das Licht und die Befreiung. Neben den männlichen Figuren werden alle Frauentypen unter den Perchten von verkleideten Männern dargestellt.

Immer stärkere Vermarktung

Krampusläufe und Hausbesuche des Nikolaus sind aus wirtschafts-, religions- und kulturgeschichtlicher Sicht etwas völlig Anderes. Mittlerweile beginnt ihre Vermarktungszeit - besonders in städtischen Ballungsräumen und Einkaufszentren als „Perchten“ - immer früher im Jahreskreislauf, während dieses vorweihnachtliche Brauchtum früher traditionell immer nur um den 5. bzw. 6. Dezember stattfand. Zudem scheinen manche dieser Läufer und auch Zuschauer ihre Aggressionen ungeniert auszuleben, weil es jedes Jahr mehr Verletzte und zum Teil auch Schwerverletzte gibt. Stadt und Land Salzburg sind laut polizeilichen Ermittlern vor Exzessen und größeren Gewalttaten bisher eher verschont geblieben - im Vergleich zu anderen Bundesländern.

Veranstalter: „Sicherheit gewährleistet“

„Wer offensichtlich betrunken ist, wird schon beim Start ausgefiltert. Das ist bei uns seit zwölf Jahren so“, betont Hannes Brugger, Organisator des Gnigler Krampuslaufes in der Landeshauptstadt Salzburg, an dem Anfang Dezember 41 Passen teilnehmen werden: „Wir setzen entlang der Strecke Absperrgitter ein, es gilt ein Pyrotechnikverbot, und wir kontrollieren zu Beginn die Schlagwerkzeuge der Teilnehmer.“

Außerdem habe sich bewährt, dass man seit Jahren immer mit den selben Passen zusammenarbeite: „Wir wissen, wer kommt, wie sie auftreten, und ob sie in unser Konzept passen.“ Als familienfreundlicher und brauchtumsorientierter Lauf verzichte man auf Gruppen, die man nicht kenne.

Brugger hält auch ein gewisses Maß an Sicherheitsmaßnahmen für unabdingbar: „Schwarze Schafe sagen zwar oft, sie wollen nur den Brauch erhalten. Dabei machen sie mit ihrem Verhalten mehr kaputt, als sie dazu beitragen.“ Bei sehr großen Veranstaltungen - etwa bei den Läufen in St. Johann oder in Bischofshofen (Pongau) - bekomme zudem jeder Krampus eine Nummer und ist so identifizierbar. „Wir selbst haben Anmeldeformulare, wo jeder Läufer namentlich genannt werden muss“, erklärt Brugger.

„Schon lange keine Zwischenfälle mehr“

„Es passiert bei Krampusläufen eigentlich recht wenig. Die Vorfälle in Kärnten werden medial hochgespielt“, sagte Petra Trauner, Organisatorin des Krampuslaufes in Zell am See (Pinzgau). In den vergangenen Jahren habe es bei ihrem Lauf nie Zwischenfälle gegeben: „Jeder Krampus wird bei uns registriert. Die teilnehmenden Passen werden genau informiert, auf was sie achten müssen. Es gibt abgesperrte Bereiche, einen Haufen Ordner und der Masseneinlauf findet koordiniert statt - was nicht heißt, dass nicht einmal etwas passieren kann.“ Außerdem würden die Läufe sehr gesittet ablaufen. „Früher haben die Krampusse ganz anders zugeschlagen als heute.“

Für die Sicherheit seien grundsätzlich die Veranstalter und die Ordnungsdienste verantwortlich, sagt Polizeisprecherin Eva Wenzl: „Die Polizei begleitet die Läufe nur und kümmert sich in erster Linie um Straßensperren im Verkehr.“ Eingeschritten werde nur, wenn es zu Zwischenfällen komme. Die Polizei informiere im Vorfeld zudem die Veranstalter über die geltenden Vorschriften - etwa beim Transport von Menschen auf Traktor-Anhängern oder beim Einsatz von Pyrotechnik. „Das Personal wird meist nur dann aufgestockt, wenn mehrere Veranstaltungen zusammen treffen“, sagt Polizeisprecherin Wenzl.

APA, Gerald Lehner - salzburg.ORF.at