Premiere: „Die letzten Tage der Menschheit“

Viereinhalb Stunden dauerte Dienstagabend das erste Schauspiel bei den diesjährigen Festspielen - zum Gedenken an den Start des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren, der Millionen Tote forderte: „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus.

Kraus war einer der ganz wenigen Intellektuellen in Europa, die den Ersten Weltkrieg von Beginn an als verbrecherisches Unternehmen aller Beteiligten geißelten. Er hatte sein Stück einst selbst als „unspielbar“ bezeichnet.

Georg Soulek Salzburger Festspiele Die letzten Tage der Menschheit

Salzburger Festspiele / Georg Soulek

Wo immer man das Manuskript der „Letzten Tage der Menschheit“ aufschlägt, es finden sich perfekte Zitate, viele Sätze, die man nur abnicken kann.

Pralles Theater aus kahlem Text

Ein Regisseur muss also schon klarmachen, was er mit dem Text will. Gegen den Krieg zu sein, reicht da wohl nicht aus. Regisseur Georg Schmiedleitner hat sich bei den Festspielen für ein üppiges Bildertheater entschieden: Blasmusik, Lichteffekte, wabernder Rauch ... Es nötigt Respekt ab, wie es der Regie gelingt, aus diesem kahlen Text pralles Theater zu machen.

Schauspielern fehlt es an Witz und Schärfe

Ein anderer Weg hätte sein können, den Text von Kraus ins Zentrum zu stellen. Kritik an Propaganda, abgegriffenen Sprachmustern und der Verwüstung der Sprache durch den Krieg: Für Kraus waren das die wichtigsten Anliegen. Doch den Schauspielern Gregor Bloeb und Dietmar König fehlt es deutlich an Witz und Schärfe.

Eva Halus, ORF Radio Salzburg

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